Tradition 100 Jahre Maserati: Rasante Achterbahnfahrt

Autor / Redakteur: SP-X/Wolfram Nickel / Thomas Günnel |

Ghibli, Bora oder Quattroporte sind die Namen aufregender Supercars, die mit Maserati verbunden werden. Eine Marke, die meist in einem Atemzug mit Lamborghini und Ferrari genannt wird und doch ganz anders ist. Wegen aktueller Diesel-Modelle und einer wechselhaften Vergangenheit als Hersteller von Flugzeugbauteilen und Lastwagen.

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Das zu dieser Zeit meistverkaufte Maserati-Modell aller Zeiten wurde in den 1980er Jahren der Biturbo. Den kompakten Sechszylinder gab es als Zwei- und Viertürer, als Spyder und in Varianten mit klangvollen Namen wie Karif, Shamal oder Ghibli bis zum Jahr 1993.
Das zu dieser Zeit meistverkaufte Maserati-Modell aller Zeiten wurde in den 1980er Jahren der Biturbo. Den kompakten Sechszylinder gab es als Zwei- und Viertürer, als Spyder und in Varianten mit klangvollen Namen wie Karif, Shamal oder Ghibli bis zum Jahr 1993.
(Foto: Maserati)

Einst füllte die Familienfehde zwischen Ferrari und Maserati jeden Montag die Sportseiten der Presse. Sonntags lieferten sich die Racer der verfeindeten Marken aus der Provinz Modena heftige Duelle auf der Rundstrecke und am Morgen danach sann der jeweils unterlegene Rennstall bereits auf Revanche. Eine Rivalität, die so weit ging, dass Enzo Ferrari noch in den 1980er Jahren den italienischen Staatspräsidenten Sandro Pertini nicht empfangen wollte, weil dieser in der Staatslimousine Maserati Quattroporte in Maranello vorfuhr. Entsprechend groß war der Schock bei allen Tifosi und besonders bei den Fans von Maserati, als 1993 die beiden Sportwagenlegenden per Diktat zu Partnern wurden. Verordnet hatte diese Zusammenarbeit der Fiat-Konzern, der damals Maserati in sein Imperium integrierte.

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Rekorde und Abstürze

Allerdings war dies nur die vorläufig letzte verblüffende Wendung in der heute 100-jährigen Historie der Marke im Zeichen des Dreizacks. Gegründet als Familienunternehmen, glich die Geschichte Maseratis schon bald einer rasanten Achterbahn mit eindrucksvollen Rekorden und nicht weniger dramatischen Abstürzen. Wirtschaftliche Katastrophen, in denen die Marke aber immer neue Besitzer mit Benzin im Blut fand. Was der zeitweilige Maserati-Eigner Alejandro de Tomaso einst so erklärte: „Niemand sticht stilvoller als der Tridente (Dreizack)“.

Stil-Ikone ab dem Jahr 1945

Zur Stil-Ikone wurde Maserati erst nach 1945. Zunächst war es vor allem die Leidenschaft für automobile und flugtechnische Innovationen, die Alfieri Maserati am 1. Dezember 1914 eine Werkstatt und Manufaktur, die „Societa Anonima Officine Alfieri Maserati“ im norditalienischen Bologna gründen ließ. Maserati glaubte, mit der Entwicklung und Produktion von Zündkerzen für Autos und Flugzeuge eine Marktlücke gefunden zu haben. Zuvor war Alfieri Maserati zusammen mit seinem älteren Bruder Carlo beim Mailänder Rennwagenhersteller Isotta-Fraschini als Autoschlosser und Rennfahrer tätig gewesen. Als Carlo Maserati im Jahr 1910 starb – kurz nachdem er ein Ingenieurbüro für Flugzeugmotoren eröffnet hatte – folgte Alfieri dem Vorbild des älteren Bruders durch den Aufbau der eigenen Firma, in der er auch zwei weitere Brüder, Ettore und Ernesto, beschäftigte. 1920 kann Alfieri einen weiteren Bruder zur Mitarbeit im Familienunternehmen gewinnen: Mario Maserati wird von Alfieri mit der Kreation eines Markenzeichens beauftragt, das Stärke und Macht symbolisiert. Mario wählt dazu den Tridente, den Dreizack der Neptunstatue auf der Piazza Maggiore im Herzen von Bologna.

Dreizack als Glücksbringer

Das Logo des angriffsstarken Dreizacks bewährt sich bereits ein Jahr später als Glücksbringer: Beim Rennen Susa-Moncenisio siegt Alfieri Maserati auf einem Isotta Fraschini Speciale, den er durch einen halbierten Hispano-Suiza-V8-Flugmotor aufgerüstet hatte. Die ersten eigenen Rennwagen mit Maserati-Logo und der Bezeichnung Tipo 26 entstanden jedoch nicht vor 1926, dies mit dem Chassis von Diatto-Sportwagen. Schon beim Premierenrennen des Tipo 26 gewann Alfieri Maserati die 1,5-Liter-Klasse der Targa Florio – der Anfang für einen Jahrzehnte währenden motorsportlichen Triumphzug der Marke mit dem Tridente. Ob Privat-Fahrer oder Werkspiloten, die Maserati-Cockpits zählten zu den begehrtesten Arbeitsplätzen für Grand-Prix-Racer. Allen voran Tazio Nuvolari, der in den 1930er Jahren Maserati zum wichtigsten Konkurrenten von Alfa Romeo, Auto Union und Mercedes machte und Juan Manuel Fangio, der 1957 einmal mehr von Ferrari auf Maserati wechselte und so seinen fünften und zugleich finalen Formel-1-WM-Titel errang.

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