Renesas Electronics „Wir verdoppeln unsere Kapazitäten für Leistungshalbleiter“
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Der japanische Chiphersteller hatte zuletzt einige Unternehmen und Wettbewerber aufgekauft. Wie sich das Portfolio von Renesas dadurch verändert hat und wo die Automotive-Schwerpunkte liegen.

Renesas hat in den vergangenen fünf Jahren sein Portfolio vor allem durch Firmenübernahmen erheblich erweitert. Gekauft wurden unter anderem Celeno, Dialog Semiconductor, Mitbewerber Integrated Device Technology (IDT), Intersil und der 4D-Radarspezialist Steradian. Vivek Bhan erläutert die Strategie des Zulieferers. Er ist Senior Vice President und Co-General Manager der Automotive Solution Business Unit von Renesas.
Das Unternehmen ist einer der zehn profitabelsten Zulieferer der »Automobil Industrie« Top 100 Global Suppliers. Mit einem Umsatz von gut 3,5 Milliarden Euro liegt Renesas auf Platz 75 unter den größten Lieferanten der Branche.
Herr Bhan, welche Strategie steckt hinter den Firmenübernahmen?
Bei Intersil, IDT und Dialog handelte es sich in erster Linie um Unternehmen, die analoge Bauelemente angeboten haben. Diese haben die bestehenden digitalen, analogen und Leistungshalbleiter von Renesas ergänzt. Celeno und Dialog brachten zudem Konnektivitätsfunktionen in das Portfolio ein. Das daraus resultierende breite Analog-, Leistungshalbleiter- und Konnektivitätsportfolio ergänzt effektiv die leistungsstarken Embedded-Prozessoren – MCU, MPU und SoC – von Renesas. Wir decken damit den Großteil der Signalkette ab. Im November vergangenen Jahres haben wir unser erstes Automobil-Radarprodukt basierend auf der Technik von Steradian auf den Markt gebracht.
Sie haben Steradian angesprochen: Ist die Radartechnik dieses indischen Start-ups nur für den wachsenden lokalen Markt bestimmt?
Diese Technik wird den globalen Markt bedienen, nicht nur den indischen ADAS-Markt. Mit den Fortschritten von Fahrerassistenzsystemen auf dem Automobilmarkt steigt die Nachfrage nach Sensorfusion. Diese ermöglicht eine präzise und genaue Objekterkennung der Fahrzeugumgebung, indem Daten von mehreren Sensoren wie Kameras, Radar und Lida kombiniert werden. Insbesondere Radar erkennt Objekte über große Entfernungen, bei Tag und bei Nacht, selbst bei schlechtem Wetter oder anderen widrigen Umweltbedingungen. Es ist eine wesentliche Sensortechnik für ADAS. Es wird erwartet, dass sich die Anzahl der in Fahrzeugen installierten Radarsensoren in den nächsten fünf Jahren verdreifachen wird.
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Elektronik
Lotus-Effekt für die Platine
Welches ist Ihr erstes Produkt?
Wir haben einen 4x4-Kanal-Transceiver für den Frequenzbereich von 76 bis 81 GHz angekündigt. Er nutzt die Technik von Steradian und erfüllt die anspruchsvollen Anforderungen von assistiertem und autonomem Fahren der Stufen 2+ und höher. Er wird noch im 1. Quartal 2023 in Musterstückzahlen verfügbar sein, die kommerzielle Produktion ist für 2024 geplant. Wir werden den neuen Transceiver auch mit anderen Bausteinen aus seinem Portfolio kombinieren: Ab dem zweiten Quartal wird ein Satellitenradarsystem erhältlich sein.
Gibt es noch andere Einsatzfelder für die Technik?
Wir werden die Technik für industrielle Anwendungen nutzen, um unser mittel- bis langfristiges Geschäftswachstum in beiden Segmenten voranzutreiben.
Neben den Assistenzsystemen liegt das Hauptaugenmerk bei Elektrofahrzeugen auf den Leistungskomponenten. Welche Entwicklungen sehen Sie hier?
Der Markt für Elektrofahrzeuge wächst stark, wobei für die Zukunft Lieferengpässe zu erwarten sind. Um der langfristigen Nachfrage bestehender Kunden gerecht zu werden und die Kapazitäten für das Wachstum zu sichern, haben wir beschlossen, unsere Produktionsstätte in Kofu in Japan wieder in Betrieb zu nehmen. Hier bauen wir eine neue Produktionslinie für 300-mm-Wafer auf. Dafür werden wir voraussichtlich rund 90 Milliarden Yen, also etwa 630 Millionen Euro, investieren. Daraus werden wir Silizium-IGBTs herstellen, die aus Kostensicht überzeugen. Wir liefern erste Muster, bei denen unser neuer AE5-Produktionsprozess zum Einsatz kommt. Damit lassen sich geringe Leistungsverluste für EV-Wechselrichter realisieren, was den Aufbau kleinerer und effizienterer Wechselrichter ermöglicht.
Wie wirkt sich die geforderte CO2-Neutralität auf das Geschäft mit Leistungshalbleitern aus?
Die Forderung verstärkt die weltweite Nachfrage nach hocheffizienten Leistungshalbleitern. Diese wird bis 2027 voraussichtlich um 200 Prozent steigen*. Wir bauen unsere Produktionskapazitäten für Leistungshalbleiter wie IGBTs und Power MOSFETs aus. Unsere neuen IGBT-Produkte werden dazu beitragen, die Leistungsverluste in Elektrofahrzeugen und anderen Marktsegmenten wie Industriemotoren, EV-Ladegeräten, USVs, PV- und Windkraftanlagen zu reduzieren. Sobald unsere neue 300-mm-Produktionslinie die Massenproduktion erreicht, wird sich unsere Produktionskapazität für Leistungshalbleiter verdoppeln.
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Elektronik
Mikrochips: „Die nächsten ‚Verteilungskämpfe‘ sind vorprogrammiert“
Renesas fokussiert sich verstärkt auf den EV-Markt. Welche Rolle spielt dabei das neue Entwicklungszentrum von Renesas und Tata Elxsi, einem Teil der indischen Tata Gruppe?
Als wichtiger Partner hilft uns Tata, den Absatz unserer Produkte in Indien und den Schwellenländern zu fördern. Im Rahmen der umfassenden Partnerschaft entwickeln wir mit Tata Motors Automobilelektronik der nächsten Generation, um die Leistung und Skalierbarkeit von Fahrzeugen mit Fahrerassistenzsystemen zu verbessern. Gemeinsam beschleunigen wir die E-Mobilität, insbesondere in den Segmenten der Zweiräder und leichten Elektrofahrzeuge. (me/sp)
* Quelle: SA automotive und Fuji Keizai non-Auto
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