Leichtbau-Gipfel 2020 Daimler: „Müssen Zulieferern helfen, die Wertschöpfungskette digital abzubilden“
Politik und Autobauer sehen im Leichtbau eine große Chance für mehr Klimaschutz. Kleinere Unternehmen gelte es dabei zu unterstützen, hieß es zum Auftakt der Veranstaltung »Leichtbau-Gipfel«.
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Leichtbau geht in der Automobilindustrie mit Klimaschutz einher. Das sieht auch die Politik so und stellt daher seit April mit dem „Leichtbau-Technologie-Transferprogramm des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie“ Fördertöpfe für Unternehmen bereit. Aus dem Bundeswirtschaftsministerium (BMWi) heißt es, das Programm stoße auf großes Interesse. „Leichtbau ist einfache Physik: Weniger Material hießt weniger Ressourceninanspruchnahme. Im Automobilbereich bedeutet das zusätzlich weniger CO2-Emissionen durch Verbrennungsmotoren und mehr Reichweite bei Elektromobilität“, so Elisabeth Winkelmeier-Becker, Parlamentarische Staatssekretärin für die Bereiche Europapolitik, Wirtschaftspolitik und Industriepolitik, zum Auftakt des diesjährigen »Leichtbau-Gipfel« am 13. Oktober in Würzburg.
Werner Loscheider, Leiter Referat „Bauwirtschaft, Leichtbau/Neue Werkstoffe, Ressourceneffizienz“ beim BMWi, betont dabei, dass der Fokus der Förderung gerade auch auf kleinen und mittleren Unternehmen liege. Grundsätzlich appelliere er an diejenigen, die Fördermittel beantragen möchten, sich frühzeitig bei seinem Referat zu melden.
„Wir stoßen bei den Zulieferern an Grenzen“
Die Stoßrichtung der Politik stößt auf Wohlwollen bei Vertretern der Automobilbranche. Bei einer Podiumsdiskussion sagte Stephan Krinke, bei VW Leiter Strategie und Programme im Bereich Nachhaltigkeit, Leichtbau sei eine „zentrale Säule im Dekarbonisierungsprogramm“. Die Leichtbaukonzepte, die eine positive Lifecycle-Bilanz haben, müssten auf Priorität Eins stehen. Und der eben verabschiedete Green Deal der Europäischen Kommission treibe diese Themen nochmal stärker an. Trotzdem reiche das Tempo der Politik beim Klimaschutz nicht aus. „Mit 20 Euro pro Tonne CO2 wird das nichts.“ In Schweden koste die Tonne 100 Euro, das funktioniere gut.
Thomas Behr, Leiter Rohbau-Engineering, Materialien & Realisierung bei Mercedes-Benz, verweist beim Thema CO2 im Leichtbau auch auf die Lieferkette. Man müsse die Wertschöpfungskette digital abbilden können, intern könne man das auch. „Wir stoßen gerade bei den Zulieferern und den Halbzeuglieferanten an Grenzen. Wir müssen ihnen helfen, die Wertschöpfungskette digital abzubilden.“ Diese Transparenz sei ein wichtiger Schritt. Grundsätzlich werden die Zulieferer, die bei CO2 gut performen, Vorteile im Marktumfeld haben. „Doch erst mal muss man das vergleichbar machen, und da braucht die Zulieferindustrie unsere Unterstützung.“
Kosten und Gewicht sparen
Jürgen Wesemann, Manager Vehicle Systems Engineering & Technologies im Bereich Forschung und Vorentwicklung bei Ford, verweist auf den intelligenten Einsatz von neuen Materialien. „Der Kostendruck ist immens, wir müssen Kosten und Gewicht reduzieren. Das funktioniert mit teuren Werkstoffen nur, wenn ich sie gezielt einsetze.“ Mit geringer Menge müsste man einen maximalen Effekt erzielen. Bei Ford habe man seit 2006 die Gesamtbilanz im Auge. „Wer keinen ganzheitlichen Ansatz – auch bei Werkstoffen – an den Tag legt, wird am Markt nicht bestehen können. Auch wirtschaftlich.“
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