Entwicklung Daimler: Neues Prüfgebäude für EMV und Antennen
Der Automobilhersteller Daimler investiert 50 Millionen Euro in ein neues Prüfzentrum für elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Hochfrequenz-Antennensysteme. Neu ist zudem eine Modenverwirbelungskammer.
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Daimler investiert eigenen Angaben zufolge rund 50 Millionen Euro in ein neues Prüfgebäude für elektromagnetische Verträglichkeit (EMV) und Hochfrequenz-Antennensysteme. Der Neubau auf dem Gelände des Mercedes-Benz-Technology-Center in Sindelfingen besteht aus einer Antennenmesshalle und einer Modenverwirbelungskammer. Mit neuen Mess- und Prüfmethoden, die unter anderem zusammen mit der Technischen Universität Ilmenau (Thüringen) und der TU München entwickelt wurden, will der OEM Maßstäbe für die umfassende Absicherung der Fahrzeuge setzen.
Laut Daimler sind über 200 Mitarbeiter in dem neuen EMV-Gebäude zum Teil im Mehrschicht-Betrieb tätig. Der Baustart erfolgte Ende November 2016. Neben dem Verwaltungstrakt umfasst das Gebäude drei Hallen für EMV-Prüfungen und eine besonders große Halle über drei Stockwerke für Hochfrequenz-Antennenmessungen. Diese Hallen sind vollständig metallisch gegen Störeinflüsse von außen abgeschirmt.
Neue Modenverwirbelungskammer
In der Modenverwirbelungskammer (umgangssprachlich Reverb) befinden sich drei große mechanische „Rührer“. Diese spiralförmigen Reflektorgebilde drehen sich mit Geschwindigkeiten von zehn beziehungsweise 120 Umdrehungen pro Minute. Dadurch werden die elektromagnetischen Wellen ständig im Raum verteilt.
Diese elektromagnetische Feldverteilung ist lokal äquivalent zu einer Einstrahlung mit Antennen aus allen Richtungen. Ein großer Effizienzgewinn, denn bisher wurde sequentiell mit Antennen aus verschiedenen Richtungen und mit unterschiedlichen Polarisationen aufs Fahrzeug eingestrahlt. Dies erfolgt in der Reverb jetzt sehr schnell innerhalb eines einzigen Prüfschritts. Die Anlage hat Daimler selbst konzipiert.
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Einflüsse auf Datendurchsatz simulieren
Neben klassischen Antennenmessungen können in der Antennenhalle auch Tests des Datendurchsatzes komplexer Empfangssysteme durchgeführt werden. Ein wichtiger Versuchsaufbau, denn der Empfang im fahrenden Auto hängt von vielen Faktoren ab: zum Beispiel von der Zahl der Nutzer in einer Funkzelle oder dem Standort und der Dichte der Sendemasten in einem Gebiet. Auch vorbeifahrende Lkw und die Bebauung sowie Vegetation können den Datendurchsatz beeinflussen.
Zusammen mit Fachleuten der Technischen Universität Ilmenau haben die Antennen-Spezialisten von Daimler daher ein Verfahren entwickelt, mit dem solche Szenarien zum ersten Mal für ein Fahrzeug reproduzierbar nachgestellt und vermessen werden können. Alle weltweit verfügbaren und künftigen Frequenzbänder und Dienste können in der Halle ausgestrahlt werden.
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