Klimaschutz Kfz-Steuer für Spritschlucker steigt – Branche: „Fairer Kompromiss“
Die Neufassung der Kfz-Steuer ist auf den Weg gebracht. Neuwagen, die mehr als 116 Gramm CO2 pro Kilometer ausstoßen, werden stärker belastet. Richtig teuer wird es für Sportwagen und große SUVs.

Für neu zugelassene Autos mit hohem Spritverbrauch soll ab 2021 die Kfz-Steuer steigen. Das Bundeskabinett brachte am Freitag in Berlin eine Gesetzesänderung für mehr Klimaschutz auf den Weg, die Bürger dazu bringen soll, sparsamere Pkw zu kaufen. Bereits zugelassene Autos sind nicht betroffen.
Die Bundesregierung reagiert mit der Maßnahme auf das Problem, dass die Kohlendioxid-Emissionen im Verkehr zwar um mindestens 40 Prozent sinken sollen, die Bürger aber viele SUVs kaufen, die viel CO2 ausstoßen. Die neue Steuer soll nun den Anreiz geben, beim Neuwagenkauf „ohne Verbote und Strafabgabe“ ein umweltfreundlicheres Auto zu wählen.
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Klimakomponente greift ab 96 Gramm CO2 pro Kilometer
Für typische Kleinwagen und klassische Familienautos ist der Effekt sehr klein. Die Klimakomponente greift ab 96 Gramm CO2, das pro Kilometer ausgestoßen wird. Im Vergleich zu heute erhöht werden soll sie ab 116 Gramm pro Kilometer. Teurer wird die Steuer vor allem für große und schwere SUVs oder Sportwagen. Dem Kabinettsbeschluss muss der Bundestag noch zustimmen. Er kann aber auch noch Änderungen auf den Weg bringen.
Der Verband der Automobilindustrie hat die von der Bundesregierung geplante Erhöhung der Kfz-Steuer für Autos mit hohem Spritverbrauch begrüßt. „Die heute vom Bundeskabinett beschlossene Reform der Kfz-Steuer ist ein fairer Kompromiss, der allen Beteiligten Zugeständnisse abverlangt hat und die Lenkungswirkung der Kfz-Steuer erhöht“, teilte der Verband am Freitag mit. Man begrüße, „dass damit an die bereits bestehende Systematik und ökologische Ausrichtung der Kfz-Steuer angeknüpft wird“.
Perspektivisch könne es sinnvoll sein, die nicht mehr zeitgemäße Hubraum-Komponente durch die Berücksichtigung des Schadstoffausstoßes etwa von Stickoxiden und Rußpartikeln zu ersetzen, schlug der VDA weiter vor. „Damit wäre über die reine CO2-Betrachtung hinaus zusätzlich ein Anreiz zum Erwerb von neuen Fahrzeugen mit niedrigen Schadstoffwerten verbunden.“
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Umweltschützer meinen, der aus ihrer Sicht geringe Steueraufschlag werde niemanden vom Kauf seines Lieblingsautos abbringen. Wolle man einen echten Effekt, so müssten nicht nur Spritschleudern teurer, sondern zugleich emissionsarme Autos günstiger werden. Die FDP fürchtet dagegen einen großen Schaden für die wegen der Corona-Krise ohnehin gebeutelte Autobranche, die an SUVs gut verdient.
Das neue Berechnungsmodell
Ziel der neuen Berechnung ist im Prinzip: dicke Steuern für dicke Autos. Dafür fließt neben dem Hubraum eine verschärfte Klimakomponente ein, die sich am Spritverbrauch und damit am CO2-Ausstoß des Fahrzeugs orientiert. Sie steigt in sechs Stufen von zwei bis auf vier Euro je Gramm Kohlendioxid pro Kilometer. Konkret heißt das: Bis 95 Gramm CO2 je Kilometer liegt der Klima-Aufschlag auf die Steuer bei null.
Von 96 bis 115 Gramm fallen – wie bisher schon – 2 Euro je Gramm und Kilometer an. Ab einem CO2-Ausstoß von 116 Gramm pro Kilometer steigt die Klimakomponente im Vergleich zum bisherigen Steuersatz an: zunächst auf 2,20 Euro, dann auf 2,50 Euro, 2,90 und 3,40 Euro bis zu einem Spitzensatz von 4 Euro für Autos mit einem CO2-Ausstoß von mehr als 195 Gramm je Kilometer.
Die meisten Autofahrer werden die Änderung aber erstmal nicht im Geldbeutel spüren – denn sie gilt nur für Neuzulassungen. Und auch hier müssen längst nicht alle mehr Geld zahlen. Elektroautos sind für zehn Jahre komplett von der Kfz-Steuer ausgenommen. Wer ein anderes, sehr klimafreundliches Auto kauft, zahlt ebenfalls nicht drauf.
Aufschläge im Vergleich zur bisherigen Steuer gibt es erst ab einem CO2-Ausstoß von 116 Gramm pro Kilometer. Das bedeutet aber auch: Der durchschnittliche Neuwagen wird bei der Steuer teurer.
SUV-Fahrer zahlen künftig mehr
Laut Ministerium hatten die 2019 erstzugelassenen Autos im Schnitt einen CO2-Prüfwert von 157 Gramm pro Kilometer. Dieses Durchschnittsauto wird mit der neuen Steuer im Jahr 15,80 Euro teurer. Die Spanne reicht allerdings von wenigen Cent bis zu mehr als 100 Euro. So ändert sich bei einem Opel Corsa mit einem CO2Ausstoß von 95 Gramm gar nichts. Eine Familienkutsche wie der VW Passat mit 120 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer würde einen Euro teurer.
Größer ist der Unterschied bei den beliebten SUVs, in deren Segment im vergangenen Jahr mehr als jeder fünfte Neuwagen fiel. Für einen VW T-Roc mit 151 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer fielen 11,50 Euro mehr an, für einen Audi Q8 mit CO2-Ausstoß von 182 Gramm pro Kilometer müsste man fast 42 Euro mehr zahlen. Bei einem Sportwagen wie dem Porsche 911 mit 215 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer wären es 100 Euro mehr im Jahr, bei einem Ferrari 812 mit 340 Gramm Kohlendioxid pro Kilometer sogar satte 350 Euro.
Gleichzeitig wird der Sprit durch die Besteuerung von CO2-Emissionen teurer. Von 2021 an wird ein CO2-Preis erhoben, im ersten Jahr sind es 25 Euro pro Tonne CO2 – das entspricht laut Bundesregierung einem Aufpreis von brutto etwa 7 Cent pro Liter Benzin und 8 Cent pro Liter Diesel. In den ersten Jahren ist der Preis festgelegt und steigt schrittweise an, später soll er sich aus Angebot und Nachfrage bilden. Bis 2025 steigt der Preis schrittweise auf bis zu 55 Euro im Jahr 2025 an. 2026 soll ein Preiskorridor von 55 bis 65 Euro gelten.
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