Wirtschaft Leoni-Bilanz: „Ohne Staatshilfe laufen wir ins Leere“
Leoni hat Quartal für Quartal tiefrote Bilanzen vorgelegt – und dabei dennoch immer betont von selbst aus dem Schlamassel herauszufinden. Durch die Pandemie sieht sich das Unternehmen nun auf Staatshilfe angewiesen.
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Als die Bundesregierung die Staatshilfen für Unternehmen beschlossen hat, betonte Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU), man wolle „wirtschaftlich gesunde Unternehmen“ nicht in eine Insolvenz geraten lassen. Der mittelfränkische Zulieferer Leoni legt nun seit geraumer Zeit Quartal für Quartal tiefrote Bilanzen vor – ebenso wie detailreiche Pläne zur Genesung. „Ohne Covid-19 hätten wir einen deutlichen Weg zur Gesundung und einer Zukunft“, sagte der niederländische Vorstandschef Aldo Kamper am Montag (30. März) bei der Bilanzpressekonferenz. Er stützt sich dabei vor allem auf ein Gutachten, welches die Sanierungsfähigkeit belege – das allerdings vor Covid-19 entstanden sei. Darin seien Maßnahmen zur Erhöhung der Liquidität um mindestens 200 Millionen Euro definiert.
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Covid-19
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Nun jedoch bräuchte man die bereits beantragten Staatshilfen für die Existenz. „Dabei gehe es um „einige Hundert Millionen Euro“, der Prozess sei weit fortgeschritten. „Wir benötigen diese Staatshilfe, um die Geschäftstätigkeit aufrecht erhalten zu können“, so Kamper. „Ansonsten würden wir irgendwann ins Leere laufen.“ Weitere Maßnahmen wie Produktionsstopps und Kurzarbeit schonten aktuell die Liquidität. Derzeit liefen ohne Umsätze auch die Bestrebungen ins Leere, Forderungen an Kunden im Rahmen des sogenannten Factorings an Finanzdienstleister abzutreten und so zu Geld zu machen
Leoni-Bilanz: Düsteres Ergebnis
Bereits im vergangenen Jahr war der Konzern wegen der Marktschwäche und weiteren Problemen tief in die roten Zahlen gerutscht, der Verlust unterm Strich bezifferte sich auf 435 Millionen Euro, wie das Unternehmen in Nürnberg mitteilte. Der Free Cashflow lag bei Minus 308 Millionen Euro.
Die tatsächlichen Belastungen durch die Pandemie seien derzeit nicht verlässlich in Zahlen zu fassen. Leoni geht aktuell daher von deutlich negativen Abweichungen gegenüber seiner ursprünglichen Planung aus. Ursprünglich hatte der Konzern wegen mehrerer Projektanläufe mit einem moderat steigenden Umsatz zum Vorjahreswert von 4,8 Milliarden Euro gerechnet. Das um Sondereffekte und Umbaukosten bereinigte operative Ergebnis (Ebit) hätte sich von minus 66 Millionen Euro 2019 auf einen positiven mittleren zweistelligen Millionenbetrag erholen sollen.
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Für Vorstandschef Aldo Kamper geht es neben einem geordneten Wiederanlauf der Werke darum, die Liquidität zu erhalten und Kosten zu senken. Den Aktionären wolle man vorschlagen, keine Dividende auszuschütten. „Niemand war auf das, was wir in den vergangenen Tagen erlebt haben, vorbereitet“, sagt Kamper, die Lage sei „beispiellos“.
Und: Der geplante Verkauf der Kabelsparte liege wegen der schlechten Bedingungen an den Finanzmärkten nun erst einmal auf Eis.
Mit Material von dpa
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