E-Mobilität Deutschland-Start von Togg verzögert sich deutlich

Von Andreas Grimm Lesedauer: 3 min

Statt 2024 erst 2026: Das mit Spannung erwartete türkische Autoprojekt verzögert sich. Togg-Chef Gürcan Karakas hat dafür aber gute Gründe.

Togg-Vorstandschef Gürcan Karakas will mit seiner Marke nach Deutschland – allerdings später als bisher kommuniziert.
Togg-Vorstandschef Gürcan Karakas will mit seiner Marke nach Deutschland – allerdings später als bisher kommuniziert.
(Bild: Togg)

Im Januar hatte Togg in Las Vegas auf der Elektronikmesse CES noch mit einem großen Stand auf sich aufmerksam gemacht. Doch auf Modelle des türkischen Autobauers Togg werden die Kunden in Deutschland nun länger warten müssen, als bisher gedacht. In einem Interview in der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ sagte Togg-Vorstandschef Gürcan Karakas, dass deutsche Interessenten noch bis mindestens 2025, eher bis 2026 warten müssten. Dass sich der ursprünglich für 2024 angedachte Start in Zentraleuropa – also auch in Frankreich und den Benelux-Ländern – verschiebt, hat gleich mehrere Gründe.

An einem jedenfalls liegt es nicht: dass die Autos nicht fertig werden, wie es etwa bei Sono Motors passiert war (mit dem Ausgang Insolvenz): In der Türkei liefert Togg schließlich das SUV T10X bereits aus – allerdings ist die Nachfrage laut Hersteller so groß, dass man sie nicht bedienen kann. Auch weil die Produktion derzeit noch hochgefahren wird.

In einigen Wochen sollen statt derzeit 40 dann 160 Einheiten am Tag vom Band laufen, berichtet die „FAZ“. Das klingt zwar nach einer deutlichen Steigerung. Die Zahl von 180.000 Vorbestellungen allein bis Ende März macht aber die akute Herausforderung für den Hersteller greifbar. Der richtet zunächst alle Produktivkraft auf die türkischen Kunden.

Togg muss Warteliste abarbeiten

Aus einem zweiten Grund heraus ist Togg-Chef Karakas über die Verschiebung aus praktischen Erwägungen heraus gar nicht so unglücklich: Dadurch habe man als Newcomer mehr Zeit, mögliche Kinderkrankheiten des Autos auszubügeln und einen von Beginn an funktionierenden Betrieb aufzubauen. Eine Markteinführung in der Heimat erfolgreich gestartet zu haben, „heißt noch lange nicht, dass wir das auch in anderen Märkten können“, wird er von der Zeitung zitiert. Denn klar ist, das betonen Hersteller und Importeure seit Jahrzehnten immer wieder: Speziell der deutsche Markt und seine Kunden seien angesichts der deutscher Premiumfabrikate schwierig zufriedenzustellen.

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„In den Markt hineinzukommen, ist einfach, dort zu bleiben aber eine Herausforderung“, wird Karakas weiter zitiert. Er dürfte für diese Erkenntnis einige Beispiele vor Augen haben von Fabrikaten, die kamen und schnell verbrannt waren, etwa Brilliance oder in jüngerer Zeit Borgward und Aiways.

Nach der Türkei folgt Skandinavien

Bevor nun also Togg nach Mitteleuropa kommt, werde die Marke außerhalb des Heimatmarkts zunächst in Skandinavien getestet, verrät der Firmenchef. Dort seien die Käufer generell offener für Elektroautos und leichter von einem gänzlich neuen Fabrikat zu überzeugen, glaubt Karakas. Man könne also in den nordischen Märkten zunächst lernen, um mit diesen Erfahrungen dann in Deutschland und Frankreich zu starten. Ein um ein paar Monate verzögerter Start sei weniger schlimm als ein verpatzter Start.

Dass Togg dann wahrscheinlich nicht nur mit den etablierten europäischen, japanischen und koreanischen Marken konkurrieren muss, sondern auch mit denen aus China, ficht Karakas nicht an. Der einstige Bosch-Manager, der Togg seit der Gründung im Jahr 2018 führt, verweist gerne auf die Grundidee der Unternehmung Togg (Togg oder Türkiyenin Otomobili Girisim Grubu heißt übrigens übersetzt Türkische Automobil-Initiativgruppe). Für Karakas ist ein Togg kein Auto, sondern ein Smart Device, das sich bei Bedarf als Auto nutzen lässt. Es sei ein jederzeit mit dem Internet vernetzter Gebrauchsgegenstand, der fahren kann. Diese Idee soll Kunden in verschiedenen Zielgruppen ansprechen und überzeugen.

Doch so oder so brauchen auch Togg-Interessenten das nötige Kleingeld. Derzeit kostet das E-SUV T10X umgerechnet mindestens 47.500 Euro. Zu haben ist das Auto in drei Versionen jeweils mit Hinterradantrieb und zwei verschiedenen Batteriegrößen. In der Standardversion mit 52 Kilowattstunden soll das E-Auto 310 Kilometer, die Langstreckenversion mit 88 kWh soll 520 Kilometer weit kommen.

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