Elektromobilität Volvo arbeitet an der 1.000-Kilometer-Batterie
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Volvo will die Reichweite seiner Elektroautos verdoppeln, die Fahrzeug- sowie Ladekosten senken und Kollisionen über KI-gestützte Sicherheitssysteme verhindern.

Bereits im März dieses Jahres hatte Volvo angekündigt, ab 2030 nur noch Elektroautos produzieren zu wollen. Jetzt hat der schwedische Premiumhersteller auf einem Digitalevent einen tieferen Einblick in seine künftige Strategie und Technik gewährt, die die Basis für alle vollelektrischen Modelle der nächsten Generation bilden wird. Zudem hat Volvo ein Konzeptauto gelüftet, das einen Ausblick auf die elektrische Modellzukunft liefert.
Die Ziele, die sich Volvo auf dem Weg hin zum reinen Premium-Elektroautohersteller gesetzt hat, sind durchaus ehrgeizig: Bis zum Jahr 2025 will die Geely-Tochter weltweit 1,2 Millionen Fahrzeuge verkaufen – mindestens die Hälfte davon sollen reine Elektroautos sein. Die reale Reichweite der künftigen Stromer soll sich im Vergleich zu den aktuellen Elektroautos perspektivisch mehr als verdoppeln. Zudem soll die Batterie wesentlich schneller geladen werden können als bisher. Auch die Kosten will der schwedische Hersteller senken – und zwar sowohl für den Fahrzeugbesitz als auch für das Aufladen.
Volvo entwickelt Software selbst
Was die Technik angeht, will Volvo die Software-Entwicklung vorwiegend in die eigenen Hände nehmen. Davon erhofft sich der Premiumhersteller, die Entwicklungszyklen zu verkürzen und neue Dienste, Techniken und Software schneller einführen zu können. Die nächste Elektroauto-Generation soll bereits ein eigenes Betriebssystem nutzen.
Auf dem Weg zum autonomen Fahren legt Volvo seinen Fokus zudem künftig noch stärker auf die KI-basierte Sicherheitstechnik. Auch ein neues Infotainmentsystem führt der Hersteller ein.
Die Partner, die Volvo auf dem Weg in die vollelektrische Zukunft begleiten sollen, sind Google für das Infotainment, Northvolt für die Batterieentwicklung sowie Nvidia für die KI-gestützte Computertechnik und Luminar für die Lidar-Sensoren beim automatisierten Fahren. „Dies ist eine spannende Zeit in unserer Entwicklung. Wir werden die wachsende Kundennachfrage nach reinen Elektroautos erfüllen, die nahtlose Konnektivität, branchenführende Sicherheitsstandards und fortschrittliches autonomes Fahren bieten“, unterstreicht Hakan Samuelsson, Präsident und CEO von Volvo.
Die Autos sollen lernen
Das erste Modell, das serienmäßig mit Volvos neuem Betriebssystem sowie Assistenz- und Sicherheitssystemen ausgestattet sein wird, ist der vollelektrische XC90-Nachfolger. Volvos Flaggschiff wird voraussichtlich Anfang 2023 auf den Markt kommen. Es ist zugleich das erste Modell, das auf der neuen Technik-Plattform für Elektroantriebe basieren wird, und zugleich das erste „lernende“ Fahrzeug des Autoherstellers.
Geplant ist, die Sicherheitstechnik über Over-the-air-Updates kontinuierlich zu verbessern, um Kollisionen künftig zuverlässiger vermeiden zu können. Dazu will Volvo neben Echtzeit-Verkehrsdaten Daten von Kundenfahrzeugen auswerten – sofern der Kunde das erlaubt. „Mit Hilfe von Echtzeitdaten können wir unsere Entwicklungsprozesse beschleunigen und den Zeitraum von Jahren auf Tage verkürzen“, unterstreicht Ödgärd Andersson, CEO von Zenseact, Volvos Software-Abteilung für autonomes Fahren.
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Autonomes Fahren
So treibt Volvo seine „Null-Unfälle-Strategie“ voran
Autobahnpilot und neue Batterietechnik
Das neue elektrische SUV, dessen Namen der Volvo-CEO auf dem Digitalevent noch nicht verraten wollte, wird auch über so genannte Back-up-Systeme für Lenkung und Bremsen verfügen, die die Voraussetzung für ein vollkommen autonomes Fahren bilden. Die Funktion „Highway Pilot“ soll hochautomatisiertes Fahren auf Autobahnen ermöglichen, sofern dies unter Berücksichtigung der geografischen Gegebenheiten und Bedingungen als sicher und rechtlich zulässig eingestuft wird.
Was die Batterietechnik und die Elektromotoren angeht, setzt der schwedische Hersteller auf die interne Entwicklung und Produktion sowie die Zusammenarbeit mit Partnern. Bereits die zweite Generation von Elektroautos soll eine verbesserte Lithium-Ionen-Batterie an Bord haben. Volvo stellt eine höhere Reichweite und kürzere Ladezeiten in Aussicht. Bei der dritten Elektroauto-Generation, die nach 2025 starten soll, wird das Batteriepaket dann in den Fahrzeugboden integriert sein. Der Vorteil: eine bessere Effizienz.
Von der Kooperation mit dem schwedischen Batteriehersteller Northvolt erhofft sich Volvo eine bis zu 50 Prozent höhere Energiedichte in den Batteriezellen im Vergleich zu den aktuell angebotenen Akkus. Noch in diesem Jahrzehnt will Volvo den Meilenstein von 1.000 Wattstunden pro Liter (Wh/l) Energiedichte knacken, um reale Reichweiten von bis zu 1.000 Kilometern zu ermöglichen. Die momentanen Ladezeiten sollen bis 2025 nahezu halbiert werden.
„Indem wir das Design und die Integration unserer Batteriezellen vereinfachen, können wir das Gewicht reduzieren und den Platz maximieren. Dies führt zu erheblichen Verbesserungen bei der Batteriekapazität, der Reichweite und den Ladezeiten“, erläutert Henrik Green, Chief Technology Officer beim schwedischen Premiumhersteller.
E-Auto wird zum Speicher
Mit dem Start seiner kommenden Elektroautogeneration setzt Volvo auf das bidirektionale Laden: Die in der Fahrzeugbatterie gespeicherte Energie lässt sich auf diesem Weg ins heimische Stromnetz einspeisen.
Auf eine neue Stufe heben will der Hersteller auch das Infotainment. Er stellt dabei eine einfache Bedienung ohne Reizüberflutung in Aussicht. Dazu setzt er weiter auf seine bestehende Partnerschaft mit Google. Nach Relevanz strukturiert, soll ein hochauflösendes Fahrerinformationsdisplay wie gewohnt alle wichtigen Informationen wie Geschwindigkeit oder Batteriestand liefern. Dazu gesellen sich ein Head-up-Display und ein 15 Zoll großer, zentral platzierter Touchscreen, der verschiedene Inhalte bietet und sich wahlweise per Berührung oder Sprache bedienen lässt. Anders als bisher sollen dabei wichtige Informationen nicht mehr tief im Menü versteckt sein.
In finanzieller Hinsicht strebt Volvo bis Mitte des Jahrzehnts eine jährliche operative Marge von acht bis zehn Prozent an. Dazu beitragen sollen wachsende Absatz- und Umsatzzahlen, Synergien mit den Tochtergesellschaften, ein breiteres Angebot an vollelektrischen Fahrzeugen und auch neue Vertriebskanäle. Volvo hatte vor wenigen Monaten angekündigt, seine Elektroautos nur noch über ein Direktvertriebsmodell verkaufen zu wollen.
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