Additive Fertigung 3D Systems neuer Campus für additive Fertigungstechnik

Autor / Redakteur: Gerald Scheffels / Thomas Günnel

Der Geschäftsbereich „On Demand“ von 3D Systems hat im italienischen Pinerolo ein neues Zentrum für additive Fertigungstechnik eröffnet. Das Unternehmen legt dabei den Fokus auf zwei additive Verfahren und die europäische Automobilindustrie als Kunden.

Anbieter zum Thema

Im On-Demand-AM-Center von 3D Systems in Pinerolo arbeiten mehr als 30 3-D-Drucker für Kunststoffe. Die Mehrzahl der Anlagen nutzt die Verfahren SLS und SLA.
Im On-Demand-AM-Center von 3D Systems in Pinerolo arbeiten mehr als 30 3-D-Drucker für Kunststoffe. Die Mehrzahl der Anlagen nutzt die Verfahren SLS und SLA.
(Bild: Salt & Lemon Srl/3D Systems)

Fiat, Lancia und Cisitalia als Hersteller, Bertone, Ghia, Giugiaro/Italdesign, Pininfarina und Vignale als Designhäuser und Karosseriebauer: Diese acht Unternehmen sind sämtlich in Turin gegründet worden, das damit als italienische Kapitale für Autoproduktion und -design gelten darf. In einem solchen Umfeld gibt es traditionell Bedarf an Fertigungsdienstleistern, für die kleine Stückzahlen, kombiniert mit höchster Qualität, eher die Regel als die Ausnahme sind.

Einen dieser Zulieferer, die Firma Provel, übernahm der Geschäftsbereich „On Demand“ von 3D Systems im Jahr 2010. Der Schritt war schon deshalb folgerichtig, weil Provel in den Neunzigerjahren den ersten 3-D-Drucker Italiens kaufte und für den Prototypenbau einsetzte.

Bildergalerie

In den vergangenen fünfzehn Monaten hat 3D Systems das Werk in Pinerolo – rund 40 Kilometer südwestlich von Turin – mit einer Investition von mehreren Millionen US-Dollar erweitert. In einem benachbarten, nun mit dem „alten“ Standort verbundenen Gebäude errichtete das Unternehmen einen Campus für additive Fertigungstechnologien und rüstete ihn mit neuen Produktionsanlagen aus. Der Fokus liegt dabei auf der Stereolithographie (SLA) – das Verfahren, das der Gründer von 3D Systems, Chuck Hull, 1984 erfunden und zur Serienreife entwickelt hat – und auf dem selektiven Lasersintern (SLS) von Kunststoffen.

Darüber hinaus hat 3D Systems On Demand in Pinerolo mehrere Anlagen installiert, die nach der patentierten „Figure 4“-Technik arbeiten und das Verfahren des Digital Light Printing (DLP) nutzen. Insgesamt sind in Pinerolo rund dreißig 3-D-Drucker für Kunststoffe im Einsatz; sowohl die Grundfläche der Produktion als auch die Fertigungskapazitäten wurden verdoppelt.

Europäisches Kompetenzzentrum für Kunststoff

Die Investitionen stehen im Zusammenhang mit einer Neuordnung der europäischen Fertigungsstätten von 3D Systems On Demand. Marco Maio, General Manager des Werks Pinerolo: „Wir führen hier unsere SLA- und SLS-Aktivitäten in einem neuen Center of Excellence für den 3-D-Druck in Kunststoff zusammen. Damit wollen wir nicht nur unsere Kapazitäten für die additive Fertigung ausbauen, sondern durch verbesserte Prozessautomatisierung auch die Geschwindigkeit und die Qualität unserer Dienstleistungen erhöhen.“

Dabei steht die europäische Automobilindustrie klar im Fokus. Patrick Lucht, Verkaufsdirektor EMEA von 3D Systems On Demand: „Wir haben Rahmenverträge mit mehreren – auch deutschen – Automobilherstellern, für die wir kontinuierlich eine Vielzahl von Prototypen für die Innenausstattung und für den Außenbereich von Fahrzeugen herstellen.“

Die steigende Nachfrage in diesem Bereich war ein wesentlicher Treiber für die Verdoppelung der 3-D-Druck-Kapazitäten in Pinerolo. Ohne Frage gibt es auch diesseits der Alpen diverse Spezialisten für den 3-D-Druck, die sich auf die Automobilindustrie als Zielbranche ausgerichtet haben. Aber 3D Systems kann für sich in Anspruch nehmen, alle relevanten Verfahren abzubilden und dabei auch die Maschinen, die Materialien und die Software aus dem eigenen Hause zu nutzen. Auch die jahrzehntelangen Erfahrungen im Prototypenbau – und mit unterschiedlichen Verfahren der Prototypen- und Kleinserienfertigung – sind ein Alleinstellungsmerkmal.

[Anzeige] Fachbuch „Additive Fertigung“ In dem neuen Grundlagenwerk „Entwicklung und Konstruktion für die additive Fertigung“ erläutern bekannte Experten der ETH Zürich die zahlreichen Möglichkeiten der industriellen Entwicklung und Konstruktion additiv gefertigter Serien- und Endkundenteile. Neben erfolgreichen Produktbeispielen aus der Industrie werden neue Methoden und Vorgehensweisen vorgestellt, die dem Leser als praxisnaher Leitfaden dienen. Das Fachbuch „Entwicklung und Konstruktion für die additive Fertigung“ versandkostenfrei oder als eBook bestellen.

Den gesamten Protyping-Prozess begleiten

Angesichts der Konzentration des Standortes aufs Prototyping mag es erstaunen, dass in Pinerolo nicht nur Anlagen der additiven Fertigung arbeiten. Auch die konventionelle Fertigung ist stark vertreten – zum Beispiel mit diversen CNC-Bearbeitungszentren, mit Kunststoff-Spritzgießmaschinen, Funkenerosionstechnik und Vakuumgussanlagen. Die außergewöhnliche Breite der angebotenen Verfahren erklärt sich aus der Strategie von 3D Systems On Demand.

Patrick Lucht: „Unser Ziel ist es, unsere Kunden über den gesamten Prototyping-Prozess zu begleiten und End-to-End-Lösungen anzubieten – von ersten Handmustern über Funktions- und Anschauungsmodelle bis zur Vorserienfertigung, jeweils inklusive Nachbearbeitung zum Beispiel durch Oberflächenveredelung oder Lackierung. Das wird insbesondere von der Automobilindustrie sehr geschätzt. Denn damit sparen die Entwickler viel Zeit und Aufwand.“

(ID:45890767)