Bilanz 2022 Der Zulieferer ZF ist unzufrieden, trotz guter Zahlen

Von Sven Prawitz Lesedauer: 3 min

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ZF konnte sowohl beim Umsatz als auch Gewinn zulegen. Dennoch gibt es eine Finanzkennzahl der Bilanz 2022, die den Vorständen des Zulieferers große Sorgen bereitet.

Hängende Köpfe bei den Dummys. Ähnlich gestimmt war der ZF-Vorstand, als er die Bilanz 2022 präsentierte.
Hängende Köpfe bei den Dummys. Ähnlich gestimmt war der ZF-Vorstand, als er die Bilanz 2022 präsentierte.
(Bild: ZF Friedrichshafen AG)

Der Umsatz von ZF ist um 14 Prozent auf 43,8 Milliarden Euro gewachsen. Damit konnte der Zulieferer mit Sitz in Friedrichshafen zum Wettbewerber Bosch Mobility aufschließen und Continental gar überholen (siehe Top-100-Ranking). Außerdem präsentierte das Unternehmen in seiner Bilanz 2022 ein stabiles bereinigtes Ebit von gut zwei Milliarden Euro (2021: 1,9 Mrd. Euro). Doch das ist nur auf den ersten Blick positiv. Denn das Ergebnis sowohl vor als auch nach Steuern hat sich in etwa halbiert.

„Wir können mit diesem Finanzergebnis nicht zufrieden sein“, sagte der neue Vorstandsvorsitzende Holger Klein bei der Vorlage der Bilanz 2022. Er führt ZF seit dem 1. Januar 2023. Denn: Das magere Ergebnis hat die freien Geldmittel auf knapp unter 550 Millionen Euro gedrückt (2021: 990 Mio. Euro).

Der Konzern konnte zwar unvermindert stark in Forschung und Entwicklung sowie Sachanlagen investieren. Aber seine Schulden konnte er nicht abbauen. 13 Milliarden Euro hat ZF angehäuft. Um weniger abhängig von Verbrennertechnik zu sein, haben die Ex-Vorstandschefs Stefan Sommer und Wolf-Henning Scheider das Portfolio der „Zahnradfabrik“ durch Zukäufe erweitert.

Weg vom Getriebe, hin zur Elektronik

Holger Klein und Finanzvorstand Michael Frick betonten mehrfach, dass der Schuldenabbau eine sehr hohe Priorität habe. Mehrere Maßnahmen sollen dazu beitragen. „Wir wollen die lukrativen Projekte priorisieren“, sagte Klein. Das seien unter anderem die ab 2024 verfügbaren Steuergeräte ProAI, von denen bereits 14 Millionen Stück bestellt seien, und die E-Mobilität. Für letztgenannte gibt ZF ein Ordervolumen von 30 Milliarden Euro an. Laut Klein überwiegend elektrifizierte Antriebe. Die Getriebeprodukte seien nach wie vor wichtig. Doch würden die Stückzahlen rasch sinken. Denn, so Klein: „Die Diskussion in Europa um Verbrennungsmotoren ist durch.“ Er und sein Vorstandsteam rechnen mit einem Verbot der Technik.

Außerdem soll der Zulieferer weniger abhängig vom Pkw-Geschäft werden. Denn bei diesem seien die Margen geringer und die Aussichten auf ein steigendes Produktionsvolumen nicht gegeben. Der Pkw-Absatz in Europa stagniert bestenfalls. Gewinnbringender seien die Industriesparte, das Geschäft für Nutzfahrzeuge sowie Ersatzteile. Alle drei Divisionen sollen laut Klein künftig einen größeren Anteil zum Konzernumsatz beitragen.

Ausblick: Ziele und Potenziale für ZF

Zudem sollen Kosten und an einigen Stellen Investitionen gesenkt werden. Bis Ende des Jahres soll die Shuttle-Sparte inklusive der Produkte „virtual driver“ und „autonomous driving system“ als eigenständiges Unternehmen ausgegliedert werden. Gesucht wird ein finanzstarker Investor, der sich am eigenständigen Tochterunternehmen beteiligt. „Wir wollen die Mehrheit am Unternehmen behalten“, betonte Klein die Bedeutung der Technik für ZF.

Auch die Division Passive Sicherheit soll eigenständig werden. Für die Sparte sei eine Bank beauftragt worden, einen Käufer zu finden. Man habe laut Holger Klein keine Eile. Er rechnet erst 2024 mit einem Verkauf: „Sobald die Finanzmärkte zurückkommen.“ Man habe Geduld und wolle nicht unter Wert verkaufen. CFO Frick bestätigte auf Nachfrage, dass die Einnahmen überwiegend genutzt werden sollen, um Schulden zu tilgen. Für das konventionelle Pkw-Achsengeschäft werde ebenfalls ein Abnehmer gesucht.

So viel zur Bilanz 2022 von ZF. Und wie sieht es 2023 aus? Für das laufende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatz von über 45 Milliarden Euro. Die Marge soll sich zwischen 4,7 Prozent und 5,2 Prozent einpendeln. Wichtig sei ein Cashflow von über einer Milliarde Euro. Holger Klein erwartet ein weiteres Krisenjahr.

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