Halbleiterkrise „Gefährliches Szenario für den Tier-1-Lieferanten“
Die Autoindustrie kämpft mit Engpässen bei Chips. Peter Fintl von Capgemini Engineering erklärt, wie die Gemengelage das Geschäft der Systemlieferanten bedroht und was Autobauer aus der Versorgungskrise lernen können.
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Herr Fintl, die Autoindustrie ächzt unter Versorgungsengpässen, die Situation ist in Teilen selbst verschuldet. Haben die Beschaffungsabteilungen die komplexen Prozesse der Chipfertiger unterschätzt?
Im ersten Lockdown haben die OEMs und Lieferanten sofort in einen Krisenmodus geschaltet. Natürlich weiß die Autoindustrie, dass die Chipfabriken immer ausgelastet sein müssen, das ist bei Autofabriken ja nicht anders. Und sie wissen auch, dass die Durchlaufzeit vom Silizium-Rohling bis zum verpackten Chip Monate dauert. Aber diese Probleme hat man ausgeblendet aufgrund der Krise.
Das Spielfeld rund um die Plattformen ist noch nicht bestellt. OEMs haben da genauso große Chancen auf Erfolg wie die Tier-1-Zulieferer.
Autohersteller sortieren nun die Lieferbeziehungen neu oder überlegen sogar, noch tiefer in die Wertschöpfung einzusteigen. Der ein oder andere Tier-1-Lieferant hingegen gilt als Sündenbock.
Manche Tier-1-Lieferanten haben die Lage nicht richtig eingeschätzt. Da stehen jetzt auch zwei- bis dreistellige Millionenbeträge als Kompensation im Raum. Vor allem zeigt die Situation aber, dass das bisherige Modell nicht robust genug ist. Deshalb wollen betroffene Autohersteller ihr Sourcing neu ausrichten. Das ist ein gängiger Krisenmodus, den man bei mechanischen Teilen immer wieder sieht. Grundsätzlich gilt: Alle Hersteller müssen ihr Augenmerk stärker auf systemrelevante Vorprodukte richten. Wenn wir Toyota anschauen, sehen wir, dass sie die Versorgung bislang verhältnismäßig gut sicherstellen konnten – durch bessere Planungs- und Beobachtungsprozesse. Sie haben zu Beginn der Krise nicht so extrem reagiert, davon können andere Hersteller lernen.
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