Künstliche Intelligenz Mercedes testet Chat-GPT in MBUX
Chat-GPT erobert nun auch das Auto. Als erster Hersteller integriert Mercedes das Tool in sein Multimediasystem MBUX. Allerdings nur für kurze Zeit und nur für eine spezielle Klientel.

Mit dem 2018 eingeführten Multimediasystem MBUX hat Mercedes die Möglichkeiten zur Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug auf eine hohe Stufe gehoben. Doch die dialogische Kommunikation zwischen Mensch und Mercedes bietet noch Verbesserungspotenzial – das zeigt die nun erfolgte Integration des Chatbots Chat-GPT in MBUX.
Vorerst handelt es sich bei dieser Einbindung um einen dreimonatigen Betatest, an dem rund 900.000 MBUX-Fahrzeuge in den USA teilnehmen können. Bei einem ersten praktischen Test im Mercedes-Designzentrum IDC im amerikanischen Carlsbad erlebten wir die Integration des Chatbots als Gewinn.
Für die Einbindung von Chat-GPT in MBUX müssen Kunden nicht viel tun. „Hey Mercedes, I want to join the beta programme“ – umgehend wird die Zusatzsoftware per Funknetz-Internetanbindung aufgespielt. Bereits die bisher in MBUX hinterlegte Sprachsteuerung zeichnet sich durch eine intuitive Bedienung aus und erlaubt Fragen zur Umgebung oder die Steuerung von Smart-Home-Funktionen.
MBUX wird zum Reiseleiter
Dieses Fenster intuitiver Spracherkennung öffnet Chat-GPT weiter. Die KI nutzt dabei ein „Large Language Model“, mit dem das Verständnis für natürliche Sprache wächst. Statt über Google zu recherchieren oder eine Touristeninformation aufzusuchen, kann man MBUX nun die Frage stellen: „Ich möchte in Carlsbad an einem Strand baden gehen. Welche Orte kannst du mir empfehlen?“ Im Display des Infotainmentsystem werden nun mehrere Optionen aufgelistet, parallel die Informationen zudem vorgelesen. Auch eine Anschlussfrage etwa nach dem Angebot an Freizeitaktivitäten am Carlsbad State Beach ist möglich.
Beeindruckend: Diese Frage muss nicht umständlich lang formuliert werden, damit sie auch ein dummes System verstehen kann. Dank Chat-GPT wird sie auch im größeren Kontext mit Bezug auf die Vorfrage verstanden, weshalb eine Detailfrage wie bei normalen zwischenmenschlichen Dialogen kurz ausfallen kann.
Riesiger Wissenspool von Chat-GPT
Auch die Auswahl der Themen, auf die der Sprachassistent eingehen kann, wächst. Sollte sich etwa im Auto eine Diskussion zwischen den Fahrgästen über ein geschichtliches Thema entfalten, kann Chat-GPT helfen, offene Lücken mit fundiertem Internetwissen zu füllen. „Warum scheiterte das Römische Reich?“. Kurze Zeit später kommt eine längliche Antwort, die durchaus als Grundlage für einen Schüleraufsatz herhalten könnte.
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Driver Monitoring
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Basis für die Integration von Chat-GPT ist eine Kooperation zwischen Mercedes und Microsoft. Über den Azure Open AI Service nutzt der Autohersteller die KI-Modelle von Open AI mit entsprechenden Sicherheits- und Datenschutzfunktionen von Azure. Mercedes behält dabei die Hoheit über IT-Prozesse.
In der nun gestarteten Betaphase will Mercedes die Spracheingaben der Nutzer in der Cloud anonymisiert speichern und analysieren. Erkenntnisse sollen dabei helfen, die Sprachsteuerung weiterzuentwickeln und in die Strategie zur Einführung eines großen Sprachmodells in weiteren Märkten und Sprachen einzubinden. Ob am Ende Chat-GPT das favorisierte Tool sein wird, bleibt abzuwarten.
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