Nutzfahrzeuge Neuer VW Crafter: Vielfältig transportieren

Autor / Redakteur: Wolfgang Pester / Thomas Günnel |

Volkswagen bringt den neuen Crafter auf den Markt. Der Transporter kommt aus dem neuen VW-Werk in Polen, seine Präsentation ist auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover vom 22. bis 29. September.

Anbieter zum Thema

Volkswagen bringt mit dem neuen Crafter wieder einen eigenen Transporter. Seine Premiere hat das Modell auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover.
Volkswagen bringt mit dem neuen Crafter wieder einen eigenen Transporter. Seine Premiere hat das Modell auf der IAA Nutzfahrzeuge in Hannover.
(Bild: Volkswagen)

VW baut wieder einen eigenen Transporter. „Eigentlich haben wird das Segment vor 40 Jahren begründet“, sagte Dr. Eckhard Scholz, Vorsitzender des Markenvorstands VW Nutzfahrzeuge, anlässlich der internationalen Pressevorstellung des neuen Crafter in Frankfurt. Der Erfolg des im Jahr 1995 gestarteten Sprinters von Mercedes-Benz ließ VW ab 2006 auf dessen Basis den Crafter anbieten, da der seit 1975 gebaute VW LT nicht mehr reüssierte. Bis auf die Motorisierung fast baugleich mit dem Sprinter läuft der aktuelle Crafter bei Mercedes-Benz noch bis es Ende 2016 vom Band – das hatten Daimler und VW 2013 vereinbart. Scholz beziffert die Crafter-Auslieferung für 2015 auf 50.000 Einheiten. Die gleiche Absatzzahl erwartet er 2017, trotz Hochlauf der Produktion im neuen Werk Wrzesnia bei Posen. „Die Kammlinie von 100.000 VW Crafter wird 2018 erreicht“, sagt Scholz. Er sprach nicht die Produktion des baugleichen neuen Transporters TGE der VW-Konzerntochter MAN an, der doch ebenfalls dort vom Band rollen dürfte.

Bildergalerie
Bildergalerie mit 8 Bildern

Höchstes Ladevolumen

Die neue Transporterfamilie gibt es in drei Längen, drei Höhen und zwei Radständen (L: 5,986 m; 6,836 m; 7,391 m – H: 2,355 m; 2,590 m; 2,798 m – R: 3,640 m; 4,490 m). Die Fahrzeugbreite misst 2,425 m inklusive Außenspiegel (ohne 2,040 m). Mit der Gepäckraumbreite von 1,832 m (zwischen den Radhäusern 1,380 m) und der maximalen Laderaumlänge von 4,855 m sowie den drei Laderaumhöhen (1,726 m; 1,961 m; 2,189 m) bietet der neue Crafter (L5H4) ein Ladevolumen bis 18,4 Kubikmeter: Benchmark. Diese Dimension hat der Crafter mit Frontantrieb und der Laderaumhöhe von 2,196 m, bei einem zulässigen Gesamtgewicht von 3,0 t bis 4,0 t. Der Kastenwagen „L3H3“ mit knapp sechs Meter Fahrzeuglänge und einer Höhe von 2,590 m (Laderaumhöhe 1,961 m) bringt es auf ein Ladevolumen von 11,3 Kubikmeter zum uns kann vier Europaletten oder sechs Rollcontainer (L/B/H: 0,830 m/0,720 m/1,8 m) aufnehmen.

Beim heckgetriebenen Crafter mit Zwillingsbereifung reicht das zulässige Gesamtgewicht von 3,5 t bis zu 5,5 t. Wobei gegenüber dem Vorgänger die Durchladebreite auf mehr als einen Meter erhöht wurde und somit die schweren Crafter weitere Standardladungsträger aufnehmen können. „Mit diesen Package-Maßen ist der Crafter `Best-in-Class´“, sagt Dr. Harald Ludanek, Vorstand Entwicklung VW Nutzfahrzeuge. Bis auf das zulässige Gesamtgewicht, das jetzt beim Sprinter auch maximal 5,5 t beträgt, gilt das ebenso für den Mercedes-Benz-Transporter als Marktführer. Der Charme eines Transporters setzt dem Einsatz Grenzen, aber die Designer gaben dem Crafter ein freundliches Gesicht. Die Frontpartie zeigt die Verwandtschaft zur VW-Nutzfahrzeugfamilie mit Caddy, T6-Transporter und Amarok. Die gradlinig ansteigende Front des neuen Crafter wirkt dynamisch und erhält mit den optionalen LED-Scheinwerfern und den Chromverzierungen im Kühlergrill einen gewissen Chic. Der gestalterische Feinschliff verleiht dem neue Crafter eine Windschnittigkeit, die mit dem cW-Wert von 0,33 wiederum zum Klassenbestwert gereicht.

Entwicklungschef Ludanek ist sicher, dass „die Funktionalität und die Ergonomie des neuen Crafter begeistern werden“. Der Fahrerarbeitsplatz und die fortschrittliche Technik würden überzeugen. So gibt es viele praktische Verstaumöglichkeiten in der Fahrerkabine: Nicht allein Wasserflaschen und Kaffeebecher für Fahrer und Beifahrer, Ablagefächer für Arbeitshandschuhe, Zollstock, Taschenlampe und Sonnenbrille haben ihren festen Platz, sogar ein Bürohefter DIN A4 hat denselben – und zwei 12-V-Steckdosen (Trendline drei) sind in der Kabine. Die wichtigsten Utensilien von heute, wie Handy, Paketscanner, Laptop und Tablet-PC sind Teil Ablagekonzepts, das sie geordnet, rutschfest und sicher verstaut sieht. Für den Fahrer stehen sieben Sitzvarianten bereit, selbst ein Schwingsitz gehört zum Angebot. Fahrer von Kurierdiensten, Handwerkerkolonnen, Rettungswagen und selbst von Wohnmobilen, die täglich stundenlang auf dem „Bock“ sitzen, dürften dies begrüßen. Vieles, was das Pkw-Fahren sicher und komfortabel macht, ist im neuen Crafter zu finden.

Elektromechanische Servolenkung

Ein Alleinstellungsmerkmal verleiht die elektromechanische Servolenkung dem neuen Crafter. Wettbewerber nutzen die Zahnstangenlenkung mit hydraulischer Lenkhilfe. Damit sind keine fortschrittlichen Assistenzsysteme zu betreiben. Der Crafter bietet sie durch die elektromechanische Servolenkung erstmals in dieser Fahrzeugklasse an – nebenbei spart sie auch noch gehörig Kraftstoff. Das bedeutet, was in Pkw längst State of the Art ist, gibt es jetzt im neuen Crafter, ein optimaler Insassenschutz und ein hohes Unfallvermeidungspotenzial durch aktive und passive Sicherheitskonzepte in allen Beladungszuständen. Unter anderem gehört dazu ein aktiver Spurhalteassistent, ein Park-Lenk-Assistent und einen Anhänger-Rangier-Assistenten. Hinzu kommen weitere teils optionale Assistenzsysteme wie die automatische Distanzregelung, das Notbremssystem „Front Assist“ und die serienmäßige Multikollisionsbremse sowie der Seitenwindassistent. Neben dem Ausparkassistenten gibt es einen eigens für den neuen Crafter entwickelten sensorbasierten Flankenschutz. Ultraschallsensoren an Front, Heck und Seiten des Crafter überwachen dabei die Fahrzeugumgebung beim Stand und bei langsamer Fahrt, um insbesondere im Stadtverkehr Kollisionen aufgrund des toten Winkels oder der verdeckten Sicht durch die Fahrzeugflanken zu vermeiden.

Für den Antrieb des neuen Crafter wurde der 2,0-l-Turbodieselmotor (TDI) „EA 288 Nutz“ für die EU6-Märkte weiterentwickelt und fährt mit Start-Stopp-System. Für den Frontantrieb gibt es ihn in drei unterschiedlichen Leistungsstufen von 75 kW/102 PS und 103 kW/140 PS sowie als Bi-Turbo-TDI mit 130 kW/177 PS, die jeweils über ein maximales Drehmoment von 300 Nm, 340 Nm sowie 410 Nm verfügen. Mitte 2017 soll der Allradantrieb 4Motion mit ebenfalls quer eingebautem TDI und der Heckantrieb mit längs eingebautem Motor folgen. Die quer eingebauten Motorenversionen mit Frontantrieb oder Allradantrieb können, wie später die mit Heckantrieb, wahlweise mit Sechsgang-Handschaltung oder mit Achtgang-Wandlerautomatik geordert werden. Entwickler Ludanek sagte, dass über die gesamte Baureihe die neuen Motoren rund einen Liter Kraftstoff pro 100 km gegenüber der Vorgängergeneration weniger verbrauchen und „nach heutigem Stand 15 Prozent besser sind als die Wettbewerber“.

Den Verkauf des Crafter will VW im November starten, zum Einstiegspreis von 28.300 Euro zuzüglich Mehrwertsteuer. Dies seien beim Kastenwagen 1.500 Euro weniger gegenüber dem Vorgängermodell.

(ID:44270481)