Fahrbericht Smart EQ Fortwo und Forfour: Carsharing inklusive

Autor / Redakteur: Michael Specht/SP-X / Jens Scheiner

Mit der Neuausrichtung, nur noch Autos mit Elektromotor anzubieten, spendierte Smart seinen beiden Stromern Fortwo und Forfour ein neues Gesicht, mehr Chic und diverse digitale Dienste.

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Smart hat seine elektrisch angetriebenen Modelle Fortwo und Fourfour überarbeitet.
Smart hat seine elektrisch angetriebenen Modelle Fortwo und Fourfour überarbeitet.
(Bild: Smart)

Wohl kein City-Car auf der Welt hat die Batterie im Bauch so verdient wie der Smart Fortwo. Kein Antrieb passt besser zu diesem Auto als der elektrische. Man mag sich kaum vorstellen, dass im Heck noch vor wenigen Monaten ein Verbrennungsmotor werkelte, ja früher sogar ein Dieselaggregat den knuffigen Zweisitzer durchrüttelte. Damit ist Schluss. Smart fährt ab jetzt nur noch mit Strom statt mit Sprit.

Ein mutiger Schritt der Strategen im Daimler-Konzern, denn im vorigen Jahr verkauften sich immerhin fast 100.000 Einheiten mit Benziner, aber nur 18.400 mit Elektromotor. Und niemand kann vorhersagen, ob in den kommenden Jahren genügend Smart-Stromer auch Käufer finden. Mindestens noch bis 2022 muss Smart durchhalten. Dann soll es ein größeres Modell geben, vermutlich ein City-SUV, das aus dem Joint Venture mit Geely stammt und auch in China gebaut wird.

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Zwei unterschiedliche Gesichter

Um die Baureihe bis zu ihrer Ablösung möglichst attraktiv zu halten, hat Smart den Zwei- und den Viertürer umfangreich überarbeitet. Erkennbar ist die Modellpflege am deutlichsten an der komplett neuen Front. Geändert wurden Haube, Stoßfänger und Scheinwerfer, frei nach dem Motto: weg vom Niedlichen und Verspielten. Geschichte ist der waagerecht geteilte Grill. Nun ist er einteilig und größer.

Und erstmals haben Zwei- und Viertürer unterschiedlicher Gesichter. Beim Smart EQ Forfour ist er unten breiter, beim Fortwo unten schmaler; er steht gewissermaßen auf dem Kopf, was ihm einen freundlicheren Ausdruck verleiht. Wer genauer hinschaut, registriert noch das fehlende Marken-Emblem auf der Haube. Dort steht jetzt prominent der Schriftzug „smart“. Hinten fallen besonders die geänderten Rückleuchten (LED) mit ihrem dreidimensionalen Design auf.

Die eigentliche Karosserie ließen die Designer unverändert, weil dies zu hohe Werkzeugkosten nach sich ziehen würde. Gleiches gilt im Innenraum. Eine komplett neue Armaturentafel hätte den finanziellen Rahmen gesprengt. Doch wurde dafür zwischen den Sitzen aufgeräumt und mehr Funktionalität geschaffen. Vor dem Wählhebel gibt es jetzt eine neue Konsole mit umlaufender LED-Beleuchtung sowie einem großen und tiefen Ablagefach mit Rollo. Dort sitzen unter anderem die USB-Anschlüsse. Wer will, kann in diesem Fach auch zwei Getränkehalter platzieren. Sie sind einsteckbar oder eben herausnehmbar.

Alte Elektronik, neue Konnektivität

Was der neue Smart dennoch nicht leugnen kann, ist sein Alter. Zu groß sind die Sprünge vor allem bei der Elektronik. Fast ein wenig historisch wirken da das Zündschloss mit konventionellem Schlüssel und der „Schalthebel“ in der Mitte. Man fragt sich, wozu benötigt ein Elektroauto solch ein Teil noch? Auch ein doch recht einfaches Assistenzsystem wie einen Toter-Winkel-Warner gibt es im Smart nicht. Erst recht gibt es keine Verkehrsschilderkennung oder einen Abstandstempomaten. All dies lässt die immerhin schon über sieben Jahre alte Architektur des Smart nicht zu.

Da ist es löblich, dass der kleine Stadtflitzer wenigstens moderne vernetzt sein soll. Gegen Aufpreis gibt es zirka ab Mai ein neues und größeres Touch-Display – acht statt sieben Zoll – mit neuen Inhalten. Statt wie zuvor nur Android-Smartphones koppeln zu können, geht das jetzt auch mit Apple Carplay. Google Maps kann wunderbar auf das Display gespiegelt und als Navigation benutzt werden.

Sehr fortschrittlich zeigt sich Smart beim Thema digitale Dienste. Batteriestatus und Reichweite lassen sich jetzt locker vom Handgelenk auf einer Apple Watch lesen. Die Uhr erlaubt auch die Vorklimatisierung des Fahrzeugs. Und wer sich die App „ready to“ zulegt, kann seinen Smart sogar mit Freunden, Familienangehörigen, aber auch Fremden teilen, letztlich diesen Car-Sharing-Dienst sogar bezahlen lassen. Alles läuft über das Smartphone.

Clever rekuperieren

Unberührt blieb der elektrische Antrieb. Im Wagenboden steckt eine Batterie mit einem Energieinhalt von 17,6 kWh. Das reicht für 133 Kilometer nach dem WLTP-Zyklus. Genug für den Alltag in der Stadt. Kleiner Trost: Weiter kommt ein BMW i3 der ersten Generation auch nicht. Bei winterlichen Temperaturen allerdings sollte man sich mit Reichweiten von unter 100 Kilometern anfreunden.

Das Fahren selbst macht im Smart immer wieder aufs Neue Spaß. Seine Handlichkeit ist phänomenal, ein Wendkreis von 6,95 Meter einfach unschlagbar. Er beschleunigt selbst mit seinen nicht üppigen 41 kW/60 PS kräftig und gleichmäßig, bleibt dabei leise und geschmeidig und macht seine Sache besser als er es je mit einem Verbrennungsmotor in seinem Heck schaffte. Eine coole Erfindung hatten die Entwickler mit der abstandsbasierten Verzögerung/Rekuperation: Fährt dicht vor dem Smart ein anderes Auto, rekuperiert der Elektromotor stärker als bei freier Straße. Fünf unterschiedliche Stufen gibt es. Die höchste ist automatisch im Eco-Modus aktiviert, mit dem Ziel, möglichst viel Strom zu generieren und so die Reichweite zu verbessern.

Kleines Auto, kleiner Preis? Leider nein. Und der elektrische EQ bildet da keine Ausnahme. Er startet bei 21.940 Euro. Der Viertürer ist 660 Euro teurer. Das Cabrio kostet sogar 25.200 Euro und kratzt mit ein paar Extras schnell an der 30.000-Euro-Marke. Verglichen mit der Konkurrenz, zum Beispiel den elektrischen Drillingen von Volkswagen – VW E-up, Seat Mii Electric und Skoda „Citigo e iV“ – ist besonders der Zweisitzer alles andere als ein Schnäppchen. Die Kunden scheint das nicht wirklich zu stören, sie kaufen einen Smart, weil sie eben einen Smart haben wollen – und nicht irgendein Elektroauto.

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