Entwicklung Volkswagen steigt bei Autohersteller Xpeng ein
Volkswagen will sein schwächelndes E-Auto-Geschäft in China mit einer Beteiligung am E-Auto-Start-up Xpeng in Schwung bringen. Peter Fintl, Techexperte bei Capgemini, nimmt eine Einordnung vor.

Volkswagen will seinem schwächelnden Elektroautogeschäft im weltgrößten Automarkt China mit einer Beteiligung am dortigen Elektroautohersteller Xpeng auf die Beine helfen. Für 700 Millionen US-Dollar will VW knapp fünf Prozent der Xpeng-Anteile erwerben und mit Xpeng zwei Elektro-Mittelklasseautos für die Volksrepublik entwickeln. Das teilte Volkswagen am Mittwoch (26. Juli) mit. Die beiden Autos sollen ab 2026 auf den Markt kommen. Detaillierte Vereinbarungen sollen noch geschlossen werden, außerdem müssen die Behörden zustimmen.
„Volkswagen hat auf eigenen Plattformen schon lange marktspezifisch entwickelt. Es fügt sich in den Branchentrend, stärker ‚local for local‘ zu denken. Man ist näher am Markt und kann passgenau Produkte liefern“, erklärt Peter Fintl, Techexperte bei Capgemini. Auch Resilienzüberlegungen spielten dabei oft eine Rolle. „Besondere Zeiten erfordern besondere Maßnahmen – daher kann die Nutzung gemeinsamer, konzernübergreifender Plattformen mit Neueinsteigern durchaus sinnvoll sein, auch in China“, so Fintl.
VW erreicht die chinesischen Kunden nicht
Bisher hat der VW-Konzern in China nur überschaubaren Erfolg mit seinen Elektroautos, im ersten Halbjahr gingen die Auslieferungen von Batteriewagen in dem Land um 1,6 Prozent auf 62.400 Autos zurück. Angepeilt sind für das Gesamtjahr bisher rund 200.000 Autos. VW hat in China Probleme, die digital affinen Kunden mit seiner ID-Baureihe zu überzeugen.
Die chinesischen Käufer verlangen mehr Software und Vernetzung im Auto, unter anderem Möglichkeiten rund um soziale Medien. Zudem hat sich im stark wachsenden Elektromarkt ein Preiswettkampf mit günstigen Herstellern aus der Volksrepublik entwickelt. So luchste der Elektroautohersteller BYD der Kernmarke VW Pkw in diesem Jahr die seit Jahrzehnten gehaltene Marktführerschaft im Land ab.
Peter Fintl: „Der erste Aufschlag von VW in der Elektromobilität mit dem MEB Baukasten war gut und erfolgte nach kurzer Entwicklungszeit. Das Rad der Innovation dreht sich jedoch schneller denn je – kein Hersteller kann sich auf bestehenden Plattformen ausruhen. Was für viele in der Branche überraschend kam, war wie rasch sich der chinesische Konsument emanzipierte. Dieser will die digitale Revolution im Reich der Mitte auch im Fahrzeug erleben.“
Kooperation soll für Erweiterung der Modellpalette sorgen
Die beiden mit Xpeng geplanten E-Modelle sollen das Produktportfolio von VW ergänzen und weitere Kundensegmente erschließen. Audi erweitert währenddessen ihre Kooperation mit dem lokalen Joint-Venture-Partner SAIC.
„Grundsätzlich sehe ich Partnerschaften zwischen etablierten Herstellern und Neueinsteigern, wie jetzt zum Beispiel zwischen VW und Xpeng, als sehr spannend. Auch wenn viele Beobachter diese Kooperationsmodelle kritisch sehen – Stichwort Unternehmenskultur – so gibt es auch Vorteile. Beide Partner haben die Chance dazuzulernen“, urteilt Peter Fintl.
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Elektromobilität
VW-Chef: „Der Dachstuhl brennt“
Gemeinsam mit Xpeng und SAIC will der VW-Konzern das Angebot von Elektroautos zügig ausbauen. Auch erwägt Volkswagen in beiden Partnerschaften, künftig Elektroplattformen gemeinsam neu zu entwickeln – hier laufen allerdings noch Gespräche.
Die lokalen Partnerschaften sollen die Strategie des Konzerns stützen, mehr in China für China zu produzieren. „Damit beschleunigen wir jetzt den Ausbau unseres lokalen Elektro-Portfolios und bereiten uns gleichzeitig auf den nächsten großen Innovationssprung vor“, sagte VW-Chinavorstand Ralf Brandstätter.
„Es gilt der alte Spruch: Wettbewerb spornt zur Höchstleistung an. Die parallele Entwicklung von zwei Fahrzeugarchitekturen, eine für China und eine für den Rest der Welt, könnte aus meiner Sicht förderlich sein. Ein gewollter Wettbewerb unter den Marken hat Volkswagen einst goldene Zeiten beschert. Der neuerliche Wettbewerb zwischen Team China und Team Rest of World kann erneut ein guter Ansporn sein“, resümiert Peter Fintl.
Mit Material von dpa
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