Automobilzulieferer Bosch: Erfolgszahlen und Diesel-Bekenntnis
Die Bilanzpressekonferenz des Zulieferers Bosch stand ganz im Zeichen der Diesel-Rettung. Konzern-Chef Denner kündigte hierzu eine neues System zur Stickoxid-Senkung an. Daneben präsentiert Bosch hervorragende Zahlen, senkte aber den Umsatzausblick für 2018.
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Künstliche Intelligenz ist ein ganz großes Thema für Bosch. Deshalb leitet nicht Bosch-Chef Volkmar Denner, sondern Yasser Jadidi, Forschungsleiter Bosch Center for AI, die jährliche Bilanzpressekonferenz ein. Ein Schwerpunkt-Statement; denn mit Fortschritt bei KI will Bosch selbst den Fortschritt des Verbrennungsmotors anheizen. „Besser den richtigen Diesel als das falsche E-Auto fahren“, sagt auch Denner. Und schon stellt sich die Frage: Stirbt der Diesel doch nicht?
Aus Sicht von Bosch keinesfalls: Als der weltgrößte Automobilzulieferer heute (25. April) in seinem F&E-Mekka in Renningen seine Zahlen präsentierte, lag das Hauptaugenmerk der Protagonisten auf dem Thema Diesel. Das klare Statement: Bosch will diese Technologie noch nicht aufgeben. Deshalb präsentierte das Unternehmen im Rahmen der Veranstaltung auch eine neu entwickelte Abgastechnik, die den durch Dieselgate und Fahrverbots-Debatte in Verruf geratenen Antrieb vor dem Niedergang bewahren soll. Dabei ist die Entwicklung nicht ganz ohne Eigennutz: Schließlich will der Konzern damit einen wichtigen Geschäftsbereich für die Zukunft sichern, zumal dort 50.000 Mitarbeiter tätig sind.
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Bosch-CEO Volkmar Denner zeigt sich deshalb bei der Pressekonferenz auch zuversichtlich: „Das Stickoxid-Problem im Straßenverkehr ist technisch lösbar“. Dafür soll das neue System den Stickoxid-Ausstoß des Antriebs auch im Realbetrieb auf der Straße weit unter den aktuellen und auch den künftigen Grenzwerten senken. „Wir arbeiten seit zwei Jahren mit 100 Leuten daran und haben einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag aufgewendet“, erklärt Rolf Bulander, Vorsitzender des Unternehmensbereichs Mobility Solutions.
Künstliche Intelligenz drückt den Stickstoffausstoß
Denner nennt das Ergebnis einen „Durchbruch“ und ist sich sicher: „Dem Selbstzünder wird in Zukunft niemand die Einfahrt in die Städte pauschal verbieten können.“ Für die Präsentation der Entwicklungsergebnisse überließ der Bosch-Lenker mit Stefan Bareiss aus der Systementwicklung Diesel nochmals einem Techniker die Bühne. Der konnte unter anderem verkünden, dass die Technik schon so weit ausgereift sei, dass sie sofort in die Serienentwicklung der Hersteller einfließen könne. Teurer als ein normaler Diesel soll sie nicht sein, Verbrauch und Leistung nur minimal beeinflussen und zudem unabhängig von äußeren Umständen wie Fahrstil, Streckenprofil und Temperatur funktionieren.
Die kommunizierten Zahlen klingen vielversprechend: Derzeit dürfen Diesel-Fahrzeuge im Realbetrieb noch 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen, im Jahr 2020 soll der Grenzwert auf 120 Milligramm sinken. Das will Bosch deutlich unterbieten: Denner spricht deshalb von im Schnitt 13 Milligramm pro Kilometer. Um solch einen niedrigen Wert zu erreichen, kombiniert das Unternehmen neu entwickelte Einspritz-Technik, Temperaturmanagement im Motor, Luftsystem und den Einsatz künstlicher Intelligenz.
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Trotzdem kann die Technik nicht alle Probleme lösen, denn als Nachrüstmöglichkeit für ältere Diesel tauge es nicht. Und selbst wenn die Hersteller sofort auf das neue System zurückgreifen können, müssten sie es erst in ihre eigene Motorenentwicklung integrieren. Das dürfte aber angesichts der bestehenden Entwicklungszyklen Jahre in Anspruch nehmen
Bosch will 2018 noch rentabler werden
Wie relevant die Diesel-Technik ist, zeigt sich auch bei den Bilanzzahlen. Dort ist das Thema weiterhin ein wichtiges Standbein innerhalb des Konzernbereichs Mobility Solutions, der fast die Hälfte des Gesamtumsatzes ausmacht und der im vergangenen Jahr rund 3,3 Milliarden Euro investierte, was etwa drei Viertel der Gesamtinvestitionen von Bosch in 2017 gleichkommt. Das scheint sich zu lohnen, denn dieses Geschäftsfeld wächst weiterhin überdurchschnittlich. Insgesamt hat Bosch im Jahr 2017 bei einem Umsatz von 78,1 Milliarden Euro (+ 6,8 Prozent) ein operatives Ergebnis von 5,3 Milliarden Euro (+ 17 Prozent). Das sind historische Rekordwerte für den Konzern.
Für 2018 tritt Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer aber auf die Euphoriebremse: Er erwartet nur noch ein Umsatzplus von zwei bis drei Prozent, kündigt aber zugleich eine weitere Erhöhung der Ertragskraft an. „Dies ist ambitioniert, auch angesichts der weiterhin sehr hohen Vorleistungen mit Blick auf die Zukunftsthemen sowie die großen Transformationsaufgaben“, sagt er. Gleichzeitig umtreibt auch Bosch die Sorge vor einem Handelskrieg zwischen den USA und China.
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Verhaltenskodex für Entwickler
Neben den technischen muss Bosch womöglich auch noch rechtliche Antworten auf den Diesel-Skandal finden. Denn bei den Ermittlungen um manipulierte Abgasreinigungssysteme, steht auch der Zulieferer im Visier der Ermittler. Deshalb habe der Konzern auch Rückstellung gebildet. Diese umfassen inklusive des Teils für möglich Kartellverstöße etwa 1,2 Milliarden Euro.
Und auch ein neuer Kodex soll ein neuerliche Verwicklung von Bosch in Rechtsverstöße verhindern. Der Kodex verbietet den Entwicklern künftig den Einbau von Funktionen, die Testzyklen erkennen und die Technik für Tests anders einstellen als im Normalbetrieb. Diese Vorgabe gelte immer, unabhängig vom Kundenwunsch. Allerdings stellt sich hier die Frage, warum ein solcher Kodex erst so spät Eingang in die Unternehmenskultur erfährt.
mit Material von dpa
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