Fahrbericht Fiat Tipo: Der Durchschnitts-Typ

Autor / Redakteur: Jan Rosenow / Jens Scheiner

Mit dem Tipo hat Fiat einen betont schmucklosen und eigentlich unitalienischen Kompaktwagen im Programm. Für pragmatische Nutzer hat vor allem der Kombi durchaus seine Reize.

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Mit seinem modernen, aber unverbindlichen Design fällt der Tipo auf der Straße nicht weiter auf.
Mit seinem modernen, aber unverbindlichen Design fällt der Tipo auf der Straße nicht weiter auf.
(Bild: Jan Rosenow/»kfz-betrieb«)

Typ – schon der vollkommen unambitionierte Name zeigt, worauf es beim Fiat Tipo nicht ankommt: auf angetäuschtes Premium-Chichi, auf Elektronik-Featuritis und auf eine expressive Formgestaltung zulasten der Funktion. Nein, der Tipo will einfach ein praktisches, geräumiges und günstiges Transportmittel sein. Die Frage ist nur: Springt Fiat in einer Zeit, in der selbst koreanische Marken sich an Audi und BMW orientieren, mit diesem Konzept nicht zu kurz?

Der Innenraum empfängt den Fahrer mit zurückhaltendem Styling und einfacher Materialqualität. Die gedruckten Skalen von Tacho und Drehzahlmesser sowie die strukturierten, aber nicht hinterschäumten Plastikoberflächen könnten auch in einem modernen Lada zu finden sein. Immerhin sehen die Kunststoffe robust und haltbar aus.

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Mit klassischem Zündschlüssel, Handbremshebel und per Drehschalter bedienbarer Klimaanlage zeigt sich der Tipo als Typ von gestern – was durchaus Vorteile hat. Temperatur und Gebläsestufe lassen sich einstellen, ohne hinzusehen – auf einem Touchscreen unmöglich. Einen berührungsempfindlichen Bildschirm besitzt der Tipo natürlich trotzdem; hiermit lässt sich das Multimediasystem Uconnect sowie das von Tomtom beigesteuerte Navi bedienen.

Die Sitze des Testwagens waren mit Leder bezogen und boten eine straffe, langstreckentaugliche Polsterung, aber wenig Seitenhalt. Fahrer und Beifahrer haben viel Platz und enorme Kopffreiheit. In der zweiten Reihe hingegen ist der Knieraum des Tipo nicht so groß, wie es die generösen Außenabmessungen erwarten lassen. Dafür ist der Kofferraum mit 550 Litern in Normstellung riesig. Klappt man die Sitzlehnen um, passen sogar 1.650 Liter in den Fiat.

Überdurchschnittlich gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Der 1,6-Liter-Diesel mit 88 kW/120 PS ist die leistungsfähigste Antriebsquelle im schmalen Motorenangebot des Tipo (zwei Diesel und zwei Ottos mit jeweils 70 kW/95 PS bzw. 88 kW/120 PS). Im Testwagen war er mit einem Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe verheiratet, das mit ruckfreiem Anfahren und schnellem Gangwechsel zu überzeugen wusste. Der brummige Diesel zeigte ausreichendes Durchzugsvermögen, legte über 150 km/h aber nurmehr zäh an Tempo zu. Doch für den Alltag reichen die Fahrleistungen vollkommen aus.

Für das Modelljahr 2019 hat Fiat die Serienausstattung erweitert. In der getesteten Variante Lounge ist nun unter anderem das bereits erwähnte Entertainmentsystem Uconnect mit Sieben-Zoll-Touchscreen inklusive Navigationssystem und Rückfahrkamera enthalten. Das Angebot an Fahrerassistenzsystemen ist allerdings weiterhin schmal: Ein adaptiver Tempomat sowie ein Notbremsassistent, der bei Geschwindigkeiten von weniger als 30 km/h automatisch einen Bremsvorgang auslöst, müssen genügen.

Für nutzwertorientierte Käufer ist der solide und geräumige Tipo Kombi trotzdem eine gute Wahl, vor allem, wenn man die niedrigen Preise berücksichtigt. Los geht es bei 16.790 Euro (zum Vergleich: Opel Astra Sports Tourer ab 19.635 Euro, Renault Mégane Grandtour ab 20.290 Euro); der große Diesel in der Lounge-Version kostet ab 22.790 Euro. Der Testwagenpreis (inklusive Automatikgetriebe und erweiterter Ausstattung) lag bei 27.800 Euro. Mag der Tipo als Typ auch eher durchschnittlich sein, sein Preis-Leistungs-Verhältnis ist auf jeden Fall überdurchschnittlich gut.

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