Automatisiertes Fahren Ford-Robotaxis: „Werden alle vier Jahre ein Auto verbrauchen“
John Rich, technischer Leiter von Ford Autonomous Vehicles, rechnet bei Robotaxis mit einer Nutzungszeit von vier Jahren. Außerdem eignen sich rein elektrische Fahrzeuge nicht für eine autonome Flotte, erklärte er dem Magazin „Techcrunch“.
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Hoch automatisierte Fahrzeuge im Flottenbetrieb stehen im Idealfall kaum still. Anders lassen sich die enormen Kosten für Sensorik und Computerplattformen nicht amortisieren. Dass dabei die Lebensdauer eines Fahrzeugs deutlich niedriger ist, als bei privat genutzten Pkws, ist eine logische Konsequenz. Zu den Geschäftsmodellen halten sich jedoch sowohl die Automobilhersteller als auch die Tech-Unternehmen bedeckt.
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Rich: „Sinkende Nachfrage beunruhigt mich nicht“
In einem Interview mit der Londoner Tageszeitung The Daily Telegraph verriet John Rich, COO bei Ford Autonomous Vehicles, einige Details zu den Geschäftsmodellen mit Robotaxis. Dabei wies Rich Bedenken zurück, dass die Nachfrage nach Autos in Zukunft abnehmen würde. „Was mich in dieser Welt am wenigsten beunruhigt, ist die sinkende Nachfrage nach Autos“, äußerte sich Rich gegenüber dem Daily Telegraph und ergänzte: „Wir werden in diesem Geschäft alle vier Jahre ein Auto verbrauchen.“ („We will exhaust and crush a car every four years in this business.“)
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Alejandro Vukotich im Interview
Systeme für automatisiertes Fahren: „Nur eine Handvoll wird sich etablieren“
Selbstfahrende Fahrzeugflotten wären effizienter und billiger und würden dadurch viel häufiger genutzt als Privatwagen derzeit. Das erhöht den Verschleiß der Fahrzeuge. „Alle unsere Daten besagen, dass die gefahrenen Kilometer steigen, wenn man die Kosten pro Kilometer senkt“, so Rich.
Keine BEVs für selbstfahrende Flotten
Auch das Onlinemagazin Techcrunch hat bei John Rich nachgefragt und wollte wissen, mit welcher Kilometerleistung Ford über die genannten vier Jahre rechne. Rich nannte zwar kein Kilometerziel, versicherte aber, dass Ford „die Fahrzeuge auf maximale Auslastung auslegt“. Rich erklärte gegenüber Techcrunch: „Um ein profitables, tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln, müssen die Fahrzeuge fast den ganzen Tag laufen.“
Um die Verfügbarkeit möglichst hoch zu halten, plane Ford daher zunächst nicht mit dem Einsatz von rein elektrischen Fahrzeugen für eine selbstfahrende Flotte. Zwar steige man beim US-Autobauer irgendwann auf BEVs um, aber Ford „muss die richtige Balance finden, die hilft, ein profitables, tragfähiges Geschäftsmodell zu entwickeln. Das bedeutet, dass man zuerst mit Hybriden startet“.
50 Prozent weniger Reichweite im Ride-Hailing-Betrieb
Seiner Meinung nach ist die Ladeinfrastruktur nicht genug entwickelt. Hohe Investitionen in Ladestationen würden den „kapitalintensiven Charakter“ der Technologie und des Betriebs autonomer Fahrzeuge verstärken. Zudem reduziere der Energieverbrauch der Technik die Reichweite der E-Autos zusätzlich. „Tests zeigen, dass bis zu 50 Prozent der Reichweite aufgrund der Rechenleistung des AV-Systems sowie der Klima- und Unterhaltungssysteme, die wahrscheinlich während eines Ride-Hailing-Service benötigt werden, verbraucht werden“, so Rich. Weitere Gründe gegen batteriebetriebene E-Autos sind die Ladezeiten, die die Verfügbarkeit der Fahrzeuge reduzieren und die vermutlich täglich stattfindenden Schnellladevorgänge. Letztere verringerten bei häufigen Gebrauch die Kapazität der Batterie.
Über Argo AI
Anfang 2017 kaufte Ford die Mehrheit am damaligen Start-up Argo AI und unterstrich damit seine Ambitionen bei selbstfahrenden Autos. Argo AI gehört auf diesem Gebiet zu den führenden Unternehmen. Im Rahmen der Kooperation zwischen Ford und Volkswagen investiert VW ebenfalls in Argo AI: Neben finanzieller Mittel bringt der VW-Konzern die Audi-Tochter Autonomous Intelligent Driving, die mit Argo fusionieren soll, ein. Argo AI stellte eigenen Angaben zufolge im Juli 2019 den 500. Mitarbeiter ein.
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