Software-Entwicklung „OEMs sind auf Baukästen der Zulieferer angewiesen“

Von Claus-Peter Köth und Sven Prawitz Lesedauer: 8 min

Anbieter zum Thema

Statt Lastenhefte zu schreiben, müssen Autohersteller auf fertige Softwaremodule ihrer Lieferanten setzen. Jan Dannenberg von Berylls und Christoph Hartung von Bosch über ein neues Rollenverständnis.

Christoph Hartung ist bei Bosch seit dem 1. Oktober 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung des Geschäftsbereichs Cross-Domain Computing Solutions.
Christoph Hartung ist bei Bosch seit dem 1. Oktober 2022 Vorsitzender der Geschäftsführung des Geschäftsbereichs Cross-Domain Computing Solutions.
(Bild: Stephan Glathe/Robert Bosch)

Herr Hartung, viele Automobilhersteller arbeiten an einem eigenen Betriebssystem. Ist ein solches tatsächlich ein USP – für alle OEMs bzw. alle Fahrzeugsegmente?

Christoph Hartung: Was wir momentan sehen, ist der Beginn einer neuen „S-Kurve“, einem Instrument aus dem strategischen Innovationsmanagement der sogenannten Software-defined Vehicles. Es gibt am Anfang immer das Bestreben, vieles selbst zu machen. Beim Operating System muss man jedoch zwischen Automobil- und IT-Branche unterscheiden. Was die IT tut, ist etwas anderes als das, was wir als Operating System im Auto bezeichnen würden. Ein Betriebssystem, wie wir es aus der IT kennen, ergibt für Autos keinen Sinn, da im Fahrzeug verschiedene Anwendungsdomänen voneinander zu trennen sind. Hierzu gehören Infotainment, Fahrerassistenz, Safety and Security oder etwa Fahrwerk, Lenkung und Vehicle Motion. Deshalb haben wir als Bosch zusammen mit unserer Tochter Etas angefangen, in Open-Source-Communities zu investieren und Interessensgemeinschaften zu bilden. Unser Ziel ist es, die Software-Architekturen im Fahrzeug bestmöglich zu standardisieren.