Mobilitätsdienste Studie: Zukunft gehört der Shared Mobility

Redakteur: Svenja Gelowicz

Das Wachstum neuer Mobilitätsdienste schafft bis 2030 ein Marktvolumen von über zwei Billionen Euro weltweit. Außerdem werden bis 2030 auf Europas Straßen 36 Prozent aller gefahrenen Kilometer in geteilten Autos zurückgelegt.

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Bosch und Daimler entwickeln gemeinsam das vollautomatisierte und fahrerlose Fahren. Die Projektarbeit zielt vor allem auf die serienreife Entwicklung eines Fahrsystems, damit Autos in der Stadt autonom fahren können.
Bosch und Daimler entwickeln gemeinsam das vollautomatisierte und fahrerlose Fahren. Die Projektarbeit zielt vor allem auf die serienreife Entwicklung eines Fahrsystems, damit Autos in der Stadt autonom fahren können.
(Bild: Auto-Medienportal.Net/Bosch)

Die im Jahr 2017 vorgestellten Automodelle zeigen deutlich, dass die Hersteller ihren Fokus endgültig auf autonome, vernetzte und elektrische Autos ausrichten. In Europa, den USA und China werden geschätzt in 2025 bereits 58 Prozent aller neu gekauften Autos von Motoren angetrieben, die elektrisch oder hybrid ausgelegt sind. Bereits heute gelten dort über 85 Prozent aller Neuwagen als vernetzt, 2025 werden allein auf den Straßen Europas, der USA und Chinas über 470 Millionen vernetzte Fahrzeuge unterwegs sein.

Die ersten „Roboterautos“ – serienreife autonom fahrende Fahrzeuge – werden ab 2023 (Level 4) beziehungsweise 2028 (Level 5) erwartet; und bis 2030 sollen rund 80 Millionen davon in den genannten Regionen Teil des Straßenverkehrs sein – dies sind einige der zentralen Ergebnisse des „Digital Auto Reports 2017“ des Beratungsunternehmens PwC.

Elektroautos künftig günstiger als Verbrenner

Laut Studie gehört die Zukunft der „Shared Mobility“: Durch die vernetzten und autonom fahrenden Autos entstehe die sogenannte „Roboconomy“ mit Mobilitätsangeboten und damit verbundenen autobezogenen digitalen Diensten. Für diese würden Kunden 2030 jährlich weltweit rund 2,2 Billionen Euro ausgeben. „Wir gehen davon aus, dass Elektroautos mit Blick auf die Gesamtkosten, bestehend aus Wertverlust, Treibstoff, Wartung, Steuern und Versicherung, zwischen 2025 und 2030 günstiger werden als Verbrenner-Modelle. Insbesondere aus dem Spannungsfeld von ‚connected‘ und ‚autonom‘ entwickelt sich in den kommenden Jahren für die gesamte Automobilbranche in Form digitaler Mobilitätsservices ein riesiger neuer Wirtschaftszweig“, kommentiert Richard Viereckl, Managing Director bei Strategy& und Koautor der Studie.

Der Übergang zu „Mobility as a Service“ beeinflusse mittelfristig sowohl die Wertschöpfungskette der Automobilbranche als auch das Mobilitätsverhalten der Kunden. Bis 2030 werden knapp 20 Prozent des Profit-Potenzials im Mobilitätsmarkt von „Mobility as a Service“-Dienstleistungen besetzt sein, was den Margendruck im Segment der klassischen Autoproduktion weiter erhöht. Und: Künftig werde nur noch knapp die Hälfte der Branchen-Wertschöpfung in der Autoproduktion beziehungsweise im Autoverkauf erbracht – heute sind es noch rund 85 Prozent. Der restliche Anteil wird sich in den Bereichen „Flottenmanagement“ und „Digitale Services“ abspielen.

Bis 2030 werden auf Europas Straßen bereits 36 Prozent aller gefahrenen Kilometer in geteilten und 42 Prozent in autonom fahrenden Autos zurückgelegt werden. Weil straßenbasierte Mobilität in der Zukunft leichter verfügbar und bequemer wird, wird die Zahl der gefahrenen Kilometer in den genannten Weltregionen im Vergleich zu 2017 bis 2030 um 23 Prozent steigen, doch gleichzeitig muss ein Durchschnittshaushalt rund zehn Prozent weniger für Mobilität ausgeben. Durch den raschen Aufbau von autonomen Autoflotten werden die Autohersteller zwischenzeitlich bis zu 28 Prozent mehr Neuwagen als aktuell verkaufen. Langfristig werden durch die geteilte Nutzung im Vergleich zu heute aber ein Viertel weniger Autos auf den Straßen unterwegs sein.

Mobilität wird zum umkämpften lokalen Dienstleistungsgeschäft

Das Marktvolumen der geteilten Mobilität soll in Europa, den USA und China allein zwischen 2017 und 2030 jährlich um ein Viertel auf 1,3 Milliarden Euro ansteigen. Bis 2030 würden circa 33 Prozent aller Neufahrzeuge für geteilte Mobilität eingesetzt werden. „Der Übergang zu shared beziehungsweise autonomen Flotten bedeutet einen massiven Umbruch für die Autobranche. Die Fahrzeuge werden zukünftig wesentlich intensiver genutzt, als das bei privaten Pkws aktuell der Fall ist. Der Wettbewerb ist in Zukunft ein anderer: Über das Flottenmanagement, regional unterschiedliche Verkehrsregulierungen und Infrastruktur wird Mobilität zum lokalen Geschäft. „Wir erwarten einen harten Wettbewerb auf Städteebene mit signifikant niedrigeren Margen für die einzelnen Marktteilnehmer. Globale Marktführer oder die starke Dominanz eines einzelnen Mobilitätsmodells wird es angesichts der vielseitigen Mobilitätsbedürfnisse nicht geben“, erläutert Alex Koster, Managing Director bei Strategy& und Koautor der Studie.

Mit Blick auf ihre künftige Rolle in der „Roboconomy“ müssten sich Autohersteller entscheiden, ob sie Infrastruktur-Betreiber mit einem eigenen Endkundendienst sein wollen, eine Vermittlerrolle zwischen den Mobilitätsanbietern und den Endkunden einnehmen oder ob sie sich zurückziehen auf die heutigen Kernkompetenzen der Fahrzeugentwicklung und der Integrationsleistung eines Zulieferernetzwerks.

Laut Report bieten sich Marktpotenziale beispielsweise über die Erweiterung der Funktionen; oder die Verbesserung der Autos über digitale Technologien, die Herstellungs- oder Wartungskosten senken und den „customer lifetime value“ erhöhen. Langfristig wird es für die erfolgreichen Marktteilnehmer aber auch darum gehen, sich über die einzelnen Kategorien hinwegzusetzen und sich zu einem übergeordneten Hub für Dienste und E-Commerce zu entwickeln.

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