60 Jahre Automobil Industrie Getrag: In 80 Jahren um die Welt

Autor / Redakteur: Jürgen Goroncy und Hartmut Hammer / Claus-Peter Köth

Vom mittelständisch geprägten Getriebehersteller zum weltweit größten unabhängigen Hersteller von Getriebesystemen für Pkw und leichte Nutzfahrzeuge: Die Getrag ist in den vergangenen 80 Jahren zu einer festen Größe im Antriebssegment gewachsen.

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In den vergangenen 80 Jahren hat sich das Unternehmen Getrag zu einer festen Größe im Antriebssegment entwickelt.
In den vergangenen 80 Jahren hat sich das Unternehmen Getrag zu einer festen Größe im Antriebssegment entwickelt.
(Foto: Getrag)

Im Jahr 1935 begann die Geschichte der „GETRAG Getriebe- und Zahnradfabrik Hermann Hagenmeyer GmbH & Cie. KG“ mit einer Zufallsbegegnung am Stuttgarter Hauptbahnhof. Damals war Hermann Hagenmeyer als Wirtschaftsprüfer auf Geschäftsreise und traf in einem Café einen Geschäftsmann, der ihn um die Beurteilung einer Unternehmensbilanz bat. Wenig später beschloss Hagenmeyer, die damaligen Pfeiffer-Getriebewerke in Ludwigsburg selbst zu kaufen. Fortan produzierte der gerade einmal 21-jährige Hermann Hagenmeyer mit etwa 80 Mitarbeitern Dreigang-Motorradgetriebe für bekannte Marken wie Ardie-Nürnberg, Triumph und Viktoria. Hagenmeyer versuchte auch von Anfang an, bei Automobilgetrieben Fuß zu fassen. Ein erster Schritt war 1936 das erste Getrag-Getriebe mit einem Rückwärtsgang für ein Dreirad namens „Rollfix-Eilwagen“.

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Selectromat für das Goggomobil

Nach dem Zweiten Weltkrieg fertigte Getrag als erstes Serienprodukt zunächst Untersetzungsgetriebe für einen Fleischwolf. Nach und nach stieg das Unternehmen wieder in sein angestammtes Geschäftsfeld mit Getrieben für Zweiräder und später vermehrt Pkw ein. Ein Meilenstein war 1955 der Selectromat für das Goggomobil, eine Kombination von Schaltautomat und herkömmlichem Schaltgetriebe für Zweiräder und Kleinwagen. Der Selectromat hatte zwei nebeneinanderliegende Schaltwellen mit einer Kugelzieh-Keilschaltung. Der Schaltvorgang erfolgte automatisch, den Zeitpunkt des Schaltens bestimmte der Fahrer. Ein weiteres Highlight war das halbautomatisierte Dreigang-Schaltgetriebe für den legendären NSU RO 80. Für das Anfahren war ein Drehmomentwandler zuständig, hinter dem eine trockene Schaltkupplung den Triebstrang während des Schaltvorgangs abtrennte. Geschaltet wurde manuell per Schalthebel, der die Aktuatorik über ein elektrisches Signal ansteuerte.

Typ 245 mit Übersetzung 1,0

Parallel zu diesen technologischen Ausflügen in die Zukunft baute das Unternehmen sein Stammgeschäft mit Handschaltgetrieben aus. So rüstete es etwa die Modelle BMW 1500 und BMW 1800 mit Viergang-Schaltgetrieben aus – synchronisiert und mit Leichtmetallgehäuse. Nach wenigen Jahren produzierte Getrag mehr als 1.500 dieser Getriebe pro Tag! Später erweiterten es Getrag und BMW – als Reaktion auf die Ölkrise im Jahr 1973 – um eine zusätzliche fünfte Übersetzungsstufe. Das Getriebe, intern Typ 245 genannt, hatte im fünften Gang eine „lange“ Übersetzung von 1,0 und verband Antriebs- und Abtriebswelle direkt. Diese Getriebegeneration war ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zum Partner der großen Automobilhersteller. Inzwischen produziert Getrag rund 3,9 Millionen Getriebe pro Jahr und ist damit aktuell der größte unabhängige Getriebehersteller weltweit.

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