Elektromobilität Wie Magna seinen neuen E-Baukasten am Polarkreis feilbietet

Von Peter Maahn/SP-X

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Der österreichisch-kanadische Konzern Magna hat jetzt einen Baukasten für den elektrischen Antrieb vorgestellt. Aus ihm können sich Autofirmen bedienen, wenn sie E-Autos auf den Markt bringen wollen. Ein zugefrorener See in Schweden nahe des Polarkreises dient dabei als eine Art Kontaktbörse.

Auch Magna, die Nummer 3 im weltweiten Ranking der größten Zuliefer-Konzerne, testet in Europas hohen Norden auf zugefrorenen Seen.
Auch Magna, die Nummer 3 im weltweiten Ranking der größten Zuliefer-Konzerne, testet in Europas hohen Norden auf zugefrorenen Seen.
(Bild: Magna)

Große Automobilhersteller zieht es ab November in Europas hohen Norden, um auf zugefrorenen Seen die Standfestigkeit ihrer Autos immer wieder zu hinterfragen und neue Techniken gefahrlos auszuprobieren. Auch große Zulieferer wie Bosch, ZF oder Conti schicken Ingenieure, Techniker und Testfahrer samt der in Prototypen versteckten Neuheiten aufs schwedische Eis. Denn das riesige, dünn besiedelte Areal ist gleichzeitig Verkaufsbörse und Wettkampfstätte der besten Ideen rund ums Auto. Auch Magna, die Nummer 3 im weltweiten Ranking der größten Zulieferkonzerne, trifft in und um Arjeplog seine Kunden. Und hat in diesem Winter sogar etwas Besonderes zu bieten: einen markenneutralen Baukasten mit zwei E-Motoren.

Magna: Diese Kunden haben bereits zugeschlagen

Anton Mayer, Vizepräsident der Magna-Abteilung für Antriebstechnologie, berichtet: „Unser Terminkalender ist voll“ und meint damit Testfahrten von Fachleuten der großen Autokonzerne mit dem „e4“ genannten Prototypen im Jaguar-Kostüm. Natürlich hält sich Mayer an das ungeschriebene Branchen-Gesetz der Verschwiegenheit, welche Kunden das neue Auto getestet haben oder wer vielleicht schon zugeschlagen hat. Er verrät aber, dass neben den Premium-Marken auch die großen Volumenhersteller bei ihm an Bord waren. Der Österreicher schmunzelt und schweigt, lässt dann aber doch die Katze aus dem Sack. Magna präsentiert seine Ideen für die nächste Generation des Elektroautos.

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Jaguar I-Pace dient als Versuchsträger

„Der I-Pace dient uns nur als Versuchsträger für die von uns neu entwickelte Antriebseinheit“. Eine naheliegende Wahl, da Magna ohnehin im Auftrag der Engländer das elektrische Serien-SUV im Grazer Werk ebenso produziert wie dessen Pendant E-Pace mit klassischem Verbrennungsmotor. „Da wir das Auto also gut kennen, hat sich der I-Pace für unsere Pläne nahezu aufgedrängt“, sagt Mayer und fügt schnell hinzu: „Jaguar war übrigens einverstanden“.

Dank intelligenter Kuppelung kann auf ein Differential verzichtet werden

Vom Beifahrersitz aus geht Produktmanager Simon Kaimer in technische Details. Das Magna-System besteht aus zwei Elektromotoren, die für je eine Achse zuständig sind. Jeder leistet 180 kW/245 PS. Das hintere Triebwerk verfügt über eine sogenannte „Torque-Vectoring“-Funktion. Dabei wird die Antriebskraft bei Kurvenfahrt elektronisch so dosiert auf beide Hinterräder verteilt, dass das gefürchtete Ausbrechen des Hecks weitgehend verhindert werden kann. Ein ähnliches System hat auch der neue Audi E-Tron S, verwendet dazu aber neben dem Frontmotor gleich deren zwei an der Hinterachse. Magna kommt mit nur einem Heckmotor aus, kann dank intelligenter Kupplungen aber ebenfalls auf ein Differential verzichten.

Wirkungsgrad erreicht fast 90 Prozent

Das Triebwerksduo nutzt neue Technologien, die die Effizienz steigern. Laut Magna erreicht der Wirkungsgrad nahezu 90 Prozent. Das bedeutet: 90 Prozent der Energie, die die 373 kW-Batterie zur Verfügung stellt, wird auch für den Antrieb genutzt. Ein moderner Benzinmotor schafft in dieser Disziplin im besten Fall gerade mal 40 Prozent, ein Diesel etwas mehr. Wobei die Motoren nur ein Teil des Magna-Gesamtpakets sind. Hinzu kommen noch eine Batterie mit weniger Kobalt und verbesserter elektronischer Steuerung, Leichtbau und vorausschauende Navigationssysteme, die den Energiebedarf des Autos dem Gelände oder der Verkehrslage mit künstlicher Intelligenz anpassen. Die genauen Einzelheiten aller Maßnahmen verraten die Magna-Techniker noch nicht.

Die Norm-Reichweite verlängert sich um etwa 120 km

Unterm Strich soll das gesamte System die Reichweite des E-Autos um gut 25 Prozent erhöhen. Ein heutiges Auto mit einer Norm-Reichweite von 470 Kilometern könnte dann etwa 120 Kilometer länger unterwegs sein, bis es an der nächsten Ladesäule andocken muss. Laut Plan sollen die ersten Serienautos etwa 2025 auf die Straße kommen, unter welchem Markenlogo auch immer. Wobei die künftigen Konzern-Kunden auch nur Teile des Pakets ordern können. Zum Beispiel für einen Plug-in-Hybrid mit E-Motor hinten, dessen Vorderachse aber von einem klassischen Verbrenner versorgt wird. Möglich ist es auch, auf das erwähnte „Torque-Vectoring“ zu verzichten, was ein künftiges Serienmodell günstiger machen würde.

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