Produktion Fließbandfertigung im Wandel der Zeit

Autor / Redakteur: SP-X / Thomas Günnel

Er war zwar nicht der Erfinder des Fließbandes, aber Henry Ford ließ als erster Autos in Millionenauflage vom Band rollen. Die industrielle Massenfertigung realisierte den Traum vom Volksauto. Als Alptraum erschienen Kritikern dagegen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsanlagen.

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Henry Ford ließ als erster Autos in Millionenauflage vom Band rollen. Die industrielle Massenfertigung realisierte den Traum vom Volksauto. Alptraumhaft erschienen Kritikern dagegen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsanlagen.
Henry Ford ließ als erster Autos in Millionenauflage vom Band rollen. Die industrielle Massenfertigung realisierte den Traum vom Volksauto. Alptraumhaft erschienen Kritikern dagegen die Arbeitsbedingungen in den Produktionsanlagen.
(Foto: Autodrom)

Wenig hat die Welt so verändert wie die Erfindung des Automobils im Jahr 1885. Bezahlbar für fast alle wurde es aber erst durch die Einbindung des Fließbandes in den Produktionsprozess durch Henry Ford. Der Amerikaner perfektionierte die Massenfertigung mit dem Ergebnis, dass sein legendäres Model T zu erschwinglichen Preisen millionenfach zuerst Amerika und später alle anderen Kontinente eroberte. Die standardisierte Produktionstechnik wurde später nach und nach von allen anderen automobilen Großserienherstellern übernommen. Fords Stammwerk Highland Park bei Detroit war über Jahrzehnte geradezu eine Pilgerstätte für Automobilkonstrukteure fast aller anderen Marken. Sie studierten dort, wie das Fließbandsystem in die eigenen Unternehmen integriert werden konnte. Bis heute ist diese Art der Volumenproduktion weltweit das Maß der Dinge.

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Fertigung Fahrzeug für Fahrzeug

Anders sah es in den Werkstätten der automobilen Pioniere aus, die das Auto vor rund 130 Jahren ins Rollen brachten. Dort wurde tatsächlich noch jedes Fahrzeug komplett zusammengebaut, bevor die Arbeit am nächsten Automobil begann. Leisten konnten sich die frühen Motorkutschen deshalb nur die Reichen und Mächtigen. Für den amerikanischen Automobilkonstrukteur Ransome Eli Olds Anlass, im Jahre 1901 eine Fließbandfertigung zu adaptieren, so wie er sie in den Konserven- und Fleischfabriken Chicagos kennengelernt hatte. Der Materialtransport zwischen den einzelnen Produktionsstätten erfolgte über ein Band, das sich der Amerikaner Oliver Ewans in ähnlicher Form bereits 1790 für eine Getreidemühle hatte patentieren lassen. Jetzt aber sollte es den Beginn der automobilen Großserienfertigung einleiten, wobei „groß“ aus heutiger Sicht eher klein war. Denn Olds genügten 1901 ganze 425 Einheiten seines Oldsmobile Curved Dash, um größter amerikanischer Autofabrikant zu werden – bis Henry Ford auf den Plan trat. Er machte mit dem 1908 vorgestellten Model T die ganze Welt mobil.

Kostenvorteile drücken Preise

Die Kostenvorteile einer perfektionierten Fließbandfertigung bewirkten Verkaufspreise, die rund vier Monatslöhnen eines amerikanischen Industriearbeiters entsprachen. Europäische Kleinwagen waren mindestens doppelt so teuer, entsprechend groß war die Sensation als 1913 Fords „Tin-Lizzy“ ihren Europastart auf dem Pariser Salon annoncierte, passgenau zum Anlauf der Bänder im amerikanischen Werk Highland Park. Bis die Blechliesel tatsächlich in nennenswerter Stückzahl in Europa verkauft und sogar gefertigt wurde, sollten jedoch noch die dunklen Jahre des ersten Weltkriegs vergehen.

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