Autonomes Fahren Mobilitätsbranche: „Wir sind zu langsam“
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Die ersten Dienste mit fahrerlosen Fahrzeugen stehen bereit. Zulieferer erwarten hier ein großes Feld für Innovationen. Auf EU-Ebene kommt das Thema jedoch nicht voran.

Freude und Frust beim Thema automatisiertes Fahren lagen bei der von Bitkom veranstalteten Konferenz „Digital Mobility“ nah beieinander. Positiv wirkt dabei noch immer das im Sommer verabschiedete Gesetz zum autonomen Fahren. Johann Jungwirth, freut sich jedenfalls, dass sein Arbeitgeber Mobileye zusammen mit Sixt bald in München einen Fahrdienst mit autonomen Shuttles starten wird. Im kommenden Jahr soll es losgehen.
Wir brauchen eine EV-first- und AV-first-Stragegie.
Doch bevor es soweit ist, brauche es die zum Gesetz gehörende Verordnung, betonte Michael Hoffmann, Geschäftsführer von ZF Mobility Solutions. Beide Zulieferer hatten zuletzt Geschäftsmodelle auf Basis des autonomen Fahrens entwickelt. Während Mobileye fahrerlose Taxis im urbanen Raum bereitstellen will, versucht ZF zusammen mit der Bahn einen Linienverkehr mit selbstfahrenden Shuttles dort einzurichten, wo ein ÖNPV momentan nicht rentabel betrieben werden kann.
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Weg von Pilotprojekten
Jungwirth und Hoffmann sind froh, dass sie für solche Vorhaben künftig in Deutschland keine Sondergenehmigung mehr benötigen. „Wir müssen weg von Pilotprojekten, hin zum dauerhaften Betrieb“, sagte der ZF-Manager. Das schaffe Vertrauen. Jungwirth bestätigte, dass Probanden beim Testen selbstfahrender Fahrzeuge „nach fünf bis zehn Minuten völlig entspannt ihr Mobiltelefon oder Tablet zückten.“
Weil sich Mitfahrer nicht mehr um die Fahraufgabe kümmern müssten, sieht er im Interieur das größte Feld für Innovationen im Fahrzeug. „Door2door“-Geschäftsführer Maxim Nohroudi merkte an, dass für viele Menschen der Pkw ein zusätzlicher Wohnraum ist. Für eine hohe Akzeptanz der Fahrdienste müsse man einen „quasi privaten Raum schaffen“.
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Frust über langwierige Prozesse
Frust gab es hingegen in einer Diskussionsrunde mit Experten aus anderen EU-Ländern. Per Olof Arnäs vom schwedischen Start-up Einride bemängelte das lange Prozedere, um in der EU autonome Fahrzeuge testen zu können. Sein Unternehmen teste stattdessen in den USA. „Genehmigungen für Tests dauern sechs Monate“, bestätigte Yasmine Fage von Goggo Network.
Michael Hoffmann (ZF) hofft, dass das deutsche Gesetz eine Vorlage für eine EU-weite Regulierung sein wird. Arnäs plädierte dafür, das Gesetz von Grund auf neu zu schreiben, statt die vorhandenen Vorgaben anzupassen. Letzteres „dauert fünf Jahre, bis es durch alle Gremien geht und verabschiedet wird“. Momentan sieht er keinen Rahmen für Geschäftsmodelle in Europa. „Die EU muss wettbewerbsfähig gegenüber Asien und den USA sein. Dafür braucht es eine EV-first- und AV-first-Stragegie“, forderte der Einride-Chef.
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Den Hinweis von Richard Damm, Präsident des Kraftfahrt-Bundesamt, es gebe mehrere öffentliche Arbeitsgruppen, in die sich jeder einbringen könne, konterte Fage: „Die Arbeitsgruppen sind zu fragmentiert. Wir sind zu langsam.“ Europa laufe daher Gefahr, dass seine Mobilitätsindustrie den Status als globaler Champion verliere.
„Wir sind gut darin, Oligopole zu regulieren aber nicht einen offenen, dynamischen Markt“, appellierte Fage an eine andere Industriepolitik der EU.
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